Jetzt neu: Tagebuch "On Tour"

Heute erzählt Hubert Hölzler aus Nigeria über Sicherheit, Probleme mit der Ernährung, und das Engagement der afrikanischen Turnierorganisatoren.

Da die wenigen Turniere in Europa zurzeit sehr schwer sind bzw. es meist sogar schwer ist in diese Turniere hinein zu kommen, habe ich mich gemeinsam mit Mario Tupy auf den Weg nach Nigeria gemacht, um hier in Benin City zwei 15.000 Dollar-Turniere zu spielen. Nach Nigeria fliegt man mit etwas gemischten Gefühlen, da man doch schon viele Geschichten gehört hat, von denen man jedoch nicht sicher sein kann, ob diese stimmen.

Am Dienstag, den 12. Februar, ging’s von Wien los Richtung Lagos, einer über 10 Millionen-Einwohner-Stadt an der Südwestküste Nigerias. Wir mussten eine Nacht in Lagos verbringen, da keine Anschlussflüge nach Benin City zu bekommen waren. Der erste Eindruck ist auch nicht wirklich gut. Menschenmassen bewegen sich auf den Straßen, alles wirkt sehr hektisch und konfus. Der Verkehr ist unwahrscheinlich, und jeder fährt wie’s ihm passt. An Mopedfahrern und Fußgängern wird 10 cm knapp vorbei gefahren. Es gibt keine erkennbaren Spuren, lediglich eine Richtlinie von zwei bis fünf Spuren. Auf stark befahrenen Straßen wird einfach gestoppt, umgedreht oder rückwärts gefahren, und mit Tempo 80 Stoßstange an Stoßstange gedrängelt. Als Europäer würde man hier keine zwei Minuten unfallfrei bleiben, geschweige denn wissen wo man hin muss!

Die Hotels werden von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht, wobei man den Eindruck hat, durchwegs jederzeit selbst erschossen werden zu können. Man kann in Lagos das Hotel nicht verlassen. Man würde nicht bis zur nächsten Querstraße kommen ohne ausgeraubt zu werden, oder Schlimmeres, aber da muss es noch nicht einmal dunkel sein. Die Hotelzimmer selbst kosten zwischen 50 und 70 Dollar und sind vergleichsweise teuer. Die Wände sehen aus, als hätte noch vor fünf Minuten jemand draufgekotzt. Allgemein kann man hier eher von einem herunter gekommenen Wiener Kellerabteil sprechen. Aber gut, das war zu erwarten.

Das Unangenehme hier ist, dass du hier hoffnungslos ausgeliefert bist, und nichts machen kannst. Du musst jemandem vertrauen, der dir weiterhilft, wobei du aber nicht weißt, ob du reingelegt wirst oder nicht. Und ob dir etwas passiert, fällt hier nicht einmal jemandem auf. Da wäre ausgeraubt zu werden noch das geringste Übel! Das Einzige, was wir ständig hören, ist: "Be careful, it’s dangerous!"

Die Sache mit dem Geld macht die Sache auch nicht sicherer. Da es kaum möglich ist Geld zu beheben oder mit Kreditkarte zu zahlen, muss man Bargeld für den ganzen Trip mit sich herumtragen, und es ist hier eigentlich alles sehr teuer. Man kann auch nicht in Dollar bezahlen, sondern nur in der heimischen Währung "Naira". Ein Dollar sind auf dem Schwarzmarkt 118 Naira. Leider bekommt man hier meist nur sehr kleine Scheine. Gestern wechselten wir 200 Dollar und bekamen einen Stapel Naira, der übereinander gelegt 15 cm hoch war. Also ungesehen in der Brieftasche etwas schwer unterzubringen.

Das Essen ist ein Problem, weil man nicht um die Ecke ins nächste Lokal gehen kann. Erstens kann man nicht raus, zweitens gibt es keine Restaurants, also muss man sich den Tag gut einteilen und sich auch genau überlegen, was man hier isst und was man besser nicht bestellen sollte. Wir für unseren Teil werden die nächsten zwei Wochen nur Hühnchen mit Reis essen!

Was die Plätze betrifft, kann ich noch nichts sagen, außer dass heute noch fleißig gearbeitet wurde. Allgemein wird sich am Turnier sehr um dich gekümmert und alles gemacht, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Spieler zu gewährleisten. Wir waren bei der Begrüßung durch den Turnierleiter auch schon 15 Minuten im Fernsehen zu bestaunen. Letztendlich wird einem hier dann dennoch sehr schnell klar, dass man als Österreicher nicht ganz so schlecht dran ist, auch wenn wir uns bezüglich Hingabe bei einer Turnierorganisation von den Nigerianern schon etwas abschauen könnten.

Ich versuche mich die nächsten Tage voll aufs Tennis zu konzentrieren und hier eine gute Leistung zu zeigen, und hoffentlich mit ein paar Punkten mehr auf dem Konto nach Hause zu fahren.

Ich lass die nächsten Tage auf www.huberthoelzler.at wieder von mir hören.

Cu auf tennisfabrik.at!

Der direkte Link zur Activity von Hubert Hölzler.


zurück zur Übersicht