Wer gewinnt im Daviscup-Schlager zwischen Österreich und Titelverteidiger USA?

Heute Stefan Hirn und Christian Hackl

Seit 13 Jahren wartet das österreichische Daviscup-Team auf einen Sieg in der Weltgruppe. In den vergangenen sechs Auftakt-Begegnungen in Südafrika (1996), in der Slowakei (2000), in den USA (2004), in Australien (2005), in Unterpremstätten gegen Kroatien (2006) und in Linz gegen Argentinien (2007) fuhr das österreichische Team jeweils als Verlierer nach Hause. Der letzte Erfolg gelang 1995 in Runde eins gegen Spanien im Wiener Ferry Dusika-Stadion. Genau dort wollen Stefan Koubek und Co. von Freitag bis Sonntag den Kreis schließen und die Niederlagen-Serie beenden. Die Kontrahenten aus den USA kommen jedoch als frisch gebackener Daviscup-Sieger nach Wien: Im Dezember 2007 gewannen sie daheim gegen Russland mit 4:1. Das Sieger-Team von damals wird auch gegen Österreich aufschlagen: Andy Roddick (ATP 6), James Blake (ATP 12) und die Weltranglisten-Ersten im Doppel, Bob und Mike Bryan.
tennisweb.at fragt in Österreichs Tennisszene nach den Siegchancen für Stefan Koubek, Jürgen Melzer, Werner Eschauer und Julian Knowle.


Stefan Hirn, ÖTV-Nummer 33
Das Höchste der Gefühle wäre für mich ein 2:3. Dabei müssten wir Blake zweimal kalt erwischen, bei Roddick spricht die Bilanz für ihn. Einen Sieg halte ich normalerweise für unrealistisch. Doch eine Chance hätten wir, wenn sich Blake oder Roddick verletzt und dann einer der Bryans spielen muss. Da liegt unser Vorteil, dass wir drei gleichwertige Einzel-Spieler haben. Im Doppel brauchen wir uns keine Chancen ausrechnen, auch wenn Knowle schon gegen die Bryans gewonnen hat. Das war mit einem anderen Partner. Für die Stimmung hoffe ich, dass es nach dem ersten Tag 1:1 steht. Und wenn die Akteure ihren Beitrag leisten, dass der Funke überspringt, wird der Heimvorteil zum Tragen kommen.

Christian Hackl, Standard Sport
Ich fürchte, dass es 3:2 für die USA ausgehen wird. Das Doppel, das in letzter Zeit ein Fixpunkt für Österreich war, wird diesmal nicht zu gewinnen sein. Die Schlüsselspiele werden die mit Blake sein. Mich irritiert es ein wenig, dass man den Belag nach den Schwächen der Gegner, und nicht nach den Stärken der eigenen Spieler wählt. Aber wenn es nach dem ersten Tag 1:1 steht, war die Entscheidung wohl richtig. Am Freitag traue ich den Punkt eher Koubek zu.

Christian Fell, Chefredakteur Happy Tennis

Ich hoffe sehr, dass die Riesenchance vor vollem Haus und Live-Kameras gegen ein hoch attraktives Team von den Spielern als solche gesehen und hemmungslos gefightet wird. Zumindest soll dieses Wochenende Werbung für Tennis zu sehen sein! Blake hat 2007 seine einzige DC-Auswärtspartie auf Sand (gegen Berdych) verloren, er müsste in längere Ballwechsel verstrickt werden, um seine Fehleranfälligkeit zur Geltung zu bringen. Roddicks Rückhand wäre angreifbar; Knowle wüsste, wie man die Bryans schlägt. Trotzdem: Diese Partie ist nur mit 100% Motivation und Kampf über drei Tage zu gewinnen, denn die Amis verschenken bestimmt nichts. Man hört, dass der Austragungsort für ihre nächste Runde schon feststeht –wenn das nicht motiviert ... Mein Tipp, je nach Laune: 2:3 oder 3:2.


Thomas Schiessling, ÖTV-Nummer 13

Ich wünsche mir natürlich, dass Österreich gewinnt, aber ich halte einen Sieg für unrealistisch. Ich tippe daher auf eine 1:4-Niederlage. Koubek hat in seiner derzeitigen Form gegen beide Amerikaner eine Chance, geht aber als Außenseiter in die Spiele. Auf dem langsamen Sand-Belag glaube ich, dass Roddick schwächer als Blake einzuschätzen ist. Vom Doppel kann man sich keinen Sieg erwarten. Julian hat die Bryan-Brüder bisher nur mit Simon Aspelin geschlagen und war zu dem Zeitpunkt in Topform. Mit Jürgen wird es sehr schwer, weil die beiden nicht eingespielt sind und Jürgen nicht so stark wie Aspelin ist.


Wolfgang Schranz, Tennistrainer des WTV
0:5. Wer auch immer im Einzel oder Doppel spielt. Ich glaube auch nicht, dass der Belag ein besonderer Vorteil ist für uns. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Blake oder Roddick zu schlagen sein werden, und die Bryan’s schon gar nicht. Ich wünsche mir dass Österreich gewinnt, aber an was ich glaube, ist ein 0:5.



Patricia Wartusch, Tennisspielerin
Ich tippe auf 3:2 für Österreich, wobei der erste Tag entscheidend sein wird. Ich glaube, dass Melzer und Koubek im Einzel spielen werden und je länger das Match dauert gute Chancen haben. Auf Sand sind sowohl Blake als auch Roddick schlagbar, besonders nachdem er in Australien nicht wirklich geglänzt hat. Im Doppel gegen die Bryan-Brüder wird es schwer, weil man nicht weiß wie es dem Juli im Moment wirklich geht.


Ronnie Leitgeb, Turnierdirektor in Pörtschach und Davydenko-Manager
Ich wünsche mir ein 3:2 für Österreich. Ganz entscheidend wird dafür der erste Tag sein, da müssen wir ein 1:1 schaffen, ansonsten wird es sehr schwer. Stefan Koubek muss am Freitag wohl gegen James Blake gewinnen, dann haben wir im Doppel am Samstag gute Möglichkeiten. Wenn wir danach sogar mit einem 2:1 in den Sonntag gehen, würde ich die Siegchancen mit 65 Prozent beziffern.


Manuel Wachta, Kronen Zeitung
Ich hoffe natürlich auf einen Sieg unseres Teams, befürchte als Realist aber ein 2:3. Koubek und Melzer sollten auf Sand in der Lage sein, Blake zu schlagen. Wenn's gut läuft, werden wir hier unsere zwei Siegpunkte einfahren. Im Doppel erwarte ich aufgrund der Stärke der Bryans auch auf diesem Belag eine Niederlage, Knowle fehlt nach Hörsturz und Ellbogenschmerzen zudem die Matchpraxis. Und gegen Roddick wird leider nichts zu holen sein, trotz des Belags und seiner nicht allzu starken Form. Die Satzbilanz von 22:0 gegen Koubek und Melzer sagt alles aus - vier der Matches haben dabei sogar ebenfalls auf Sand stattgefunden. "A-Rod" scheint für unsere Spieler immer und überall eine nicht zu überwindende Hürde darzustellen. Die Hoffnung, dass sich das ausgerechnet beim Daviscup ändert, ist gering. Eher noch traue ich Koubek die Sensation zu. Wahrscheinlich wird es das Schlüsselspiel dieses Länderkampfes. Und recht wahrscheinlich wird es am Ende den 'falschen' Ausgang haben.


zurück zur Übersicht