Stefan Koubek: "Irgendwann will ich wieder unter den besten 20 sein."

Jahresbilanzen 2007 – Teil 1: Stefan Koubek hat es 2007 wieder allen gezeigt. Mit hervorragenden Leistungen spielte er sich am Ende der Saison erstmals seit Jänner 2003 wieder unter die Top 50 der Tennis-Weltrangliste. tennisweb.at sprach in St. Anton mit Österreichs Nummer eins über die Olympischen Spiele, was das Gespann Koubek-Bresnik zusammenhält und warum er einmal ein Vorbild von Marat Safin war.

Wenn du die Saison 2007 Revue passieren lässt: Was waren heuer deine persönlichen Höhepunkte?
Ich bin mit der ganzen Saison zufrieden, vor allem das letzte Saison-Drittel war einfach super. Ab den US Open habe ich angefangen richtig gut und konstant zu spielen. Es geht natürlich immer noch besser: Die Partie gegen Feliciano Lopez in der Stadthalle hätte ich beispielsweise gewinnen können, da haben nur zwei Games entschieden.

Hättest du zu Jahresbeginn geglaubt, dass du am Saisonende unter den Top 50 der Welt stehst?
Ich habe schon darauf gehofft. Dass es sich mit dem letzten Turnier gerade
Stefan will bei den Australian Open topfit sein.
noch ausgegangen ist, freut mich sehr, da ich jetzt für das Turnier in Sydney als letzter Spieler direkt für den Hauptbewerb qualifiziert bin.

Du hattest im Sommer eine kurze Schwächephase, als du gegen Köllerer in Kitzbühel glatt verloren hast und gegen Calleri in Sopot 0:6, 0:4 zurück lagst. Dann hast du die Partie noch gewonnen. Was ist da in dir vorgegangen?
Das war reine Glückssache und ist mir schon ein paar Mal passiert. Es lief auch schon in die andere Richtung: Im Sopot-Viertelfinale gegen Robredo habe ich mit Satz und Break geführt und noch verloren. Robredo gewann dann das Turnier.

Im "Sportmagazin" hast du in der Ausgabe vom März 2007 gemeint, dass du im ersten Match eines Turniers meistens Schwierigkeiten hast, ab dann aber häufig mindestens ins Viertelfinale kommst. Warum ist das so?
Der Beginn eines Turniers ist immer schwierig. Man kommt neu hin und versucht sich gut anzupassen. Wenn ich die erste Partie einmal gewonnen habe, fange ich oft einen Lauf an.

Man hat heuer meistens den Eindruck gehabt, dass du mental stärker geworden bist. Würdest du das auf die letzten Erfolge zurückführen oder hast du daran gezielt gearbeitet?
Ich habe etwas im mentalen Bereich getan und gut trainiert, dadurch bin ich körperlich fit und habe angefangen Matches zu gewinnen. Wenn man Selbstvertrauen hat, ist es leicht mental stark zu sein.

Koubek ist ganz auf Erfolg fokussiert.
Stichwort "Wettmanipulationen": Einige Ereignisse sorgten heuer in der Tenniswelt für viel Unruhe. Bist du oder dein Umfeld schon einmal damit in Berührung gekommen?
Mich hat noch niemand angerufen. Und wenn das passiert, dann sind wir und die Betreuer der ATP verpflichtet, diese Vorfälle innerhalb von 48 Stunden zu melden.

Sprechen wir über die Gegenwart: Am Mittwoch warst du gegen Dudi Sela wegen einer Entzündung an deiner großen Zehe etwas gehandicapt. Wie geht es dir heute?
In der Früh war ich bei der Fußpflege und es geht mir ein bisschen besser. Die Zehe tut zwar noch immer weh, aber ich werde gegen Safin auf jeden Fall spielen.

Du bist heuer bereits zum zwölften Mal in St. Anton, was gefällt dir an dem Event am meisten?
Man hat hier alles, was man braucht, und man kann sich optimal auf die Saison vorbereiten. Es ist alles zu Fuß erreichbar, im Fitnesscenter bin ich in drei Minuten. Und der Spaß kommt auch nicht zu kurz - wie beim Schifahren oder beim Eishockey. Wenn ich mich entspannen will, fahre ich auf die Sennhütte essen und schalte ab. St. Anton ist einfach heimelig. Ich hätte gerne ein drittes Mal hier gewonnen, aber damit wird es heuer leider nichts mehr.

Mit welchen Spielern verstehst du dich in St. Anton am besten?
Ich verstehe mich mit allen gut, weil hier sowieso nur die lässigen Typen sind. Außerdem kenne ich alle schon gut, ich bin ja quasi schon ein Senior auf der Tour. Marat Safin kenne ich schon von den Zeiten, wo ich noch die bessere Karriere hatte, aber das ist auch schon vorbei. (lacht)
Günter Bresnik schaltet sich kurz ins Gespräch ein: Als Safin und Stefan vor etwa zehn Jahren in Deutschland in derselben Mannschaft gespielt haben, hat Marat geträumt, dass er einmal so gut wird wie Stefan, der damals gerade einmal unter den besten 200 gestanden ist. Marat war 17 Jahre alt und auf der Tour noch nicht vorhanden.

Was hältst du von Safin?
Stefan Koubek: Er ist ein super Typ, einfach ein richtig Verrückter auf der Tour, im positiven Sinne. Noch dazu ist er ein großer Spieler, der alles erreichen kann, wenn er will und gesund und fit ist. Er dürfte für die
Viele Partien nach Kampf gewonnen.
nächste Saison sehr motiviert sein. Seine Verletzung hat ihm anscheinend gezeigt, dass er das Tennis misst und immer noch Spaß beim Spielen hat.

Zu deiner Zukunft: Welche Erwartungen hast du für die Saison 2008?
Zuerst einmal möchte ich mich in den Top 50 etablieren. Es kann sogar noch weiter nach vorne gehen, ich habe ja heuer viele Chancen auf Punkte ausgelassen. Irgendwann möchte ich auch wieder an meinem Career High (Anm.: Platz 20) ankratzen. Aber das ist nicht das Ziel für die kommende Saison, sondern für die nächsten Jahre. Bis 34 oder 35 kann ich sicher noch auf der Tour spielen. Vorausgesetzt, dass ich weiterhin keine gröberen Verletzungen habe.

Sind die Olympischen Spiele in Peking ein Thema für dich?
Auf alle Fälle. Ich muss die internationalen Vorgaben (Anm.: Top 60), und auch die nationalen erfüllen. Das ÖOC fordert ein A- und ein B-Ergebnis. A ist gleichbedeutend mit einem Achtelfinale oder einem Viertelfinale bei einem großen Turnier. Ein B-Ergebnis wäre eine zweite oder dritte Runde. Wenn ich das A-Resultat schaffe, bin ich sicher qualifiziert, ansonsten müsste man diskutieren.

Wobei liegt momentan dein Hauptaugenmerk im Training?
Mir ist am Wichtigsten, dass ich gesund und fit bleibe. Ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass ich einen umso besseren Touch habe, je fitter ich bin. Ich kann mich einfach auf mein Tennis konzentrieren und muss an nichts anderes denken.

Du arbeitest schon seit 1994 mit Günter Bresnik zusammen und ihr habt mehrere Höhen und Tiefen durchgemacht. Warum funktioniert das Team Bresnik-Koubek noch immer so gut?
(lacht) Ja, wir sind schon lange zusammen. Wir verstehen uns gut, aber wir haben auch schon genug Krach gehabt. Das Wichtigste in einem Spieler-Trainer-Verhältnis ist, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Günter nimmt für mich eine Vater-, Bruder- und bester Freund-Funktion ein.

Abschließend noch zum Daviscup: Wie kann Österreich im Februar gegen die USA als Sieger vom Platz gehen?
Einer alleine kann die Begegnung nicht gewinnen, also muss das Team gut funktionieren. Wir werden uns die Woche davor gemeinsam gut vorbereiten: Alle müssen fit und gut drauf sein, dann ist die Chance auf alle Fälle gegeben. Das Haus sollte voll sein, denn alle Vorteile, die wir haben, müssen ausgenützt werden.

Das Gespräch führten: Andreas Simon, Arek Piatek


Foto: GEPA pictures


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