Neusiedl: Fiebriger "AHM" im Finale gegen Oswald

Janina Toljan und Magdalena Österle bestreiten das Damen-Endspiel. Christian Magg und Martin Fischer sind Doppel-Meister.

Unter keinem guten Stern standen am Freitag die österreichischen Hallen-Meisterschaften der Allgemeinen Klasse in Neusiedl am See. Die Zuseher bekamen im Burgenland statt fünf nur 3,5 Matches und viele erkrankte Teilnehmer zu sehen. Eröffnet wurde die prominent besetzte "Krankenakte Neusiedl" schon am Mittwoch durch Johannes Ager, der gegen seinen Tiroler Landsmann Thomas Schiessling w.o. geben musste. Nun erwischte es auch den Titelverteidiger selbst: "Hackertom" konnte zum Halbfinale gegen den Vorarlberger Philipp Oswald nicht antreten, trat mit 38,7° Fieber enttäuscht die Heimreise an. "Es wäre völlig unmöglich gewesen, zu spielen. Ich konnte am Rückweg nicht mal selbst fahren, bin wie ein Halb-Toter fünf Stunden im Auto herumgehängt," schilderte Schiessling. Wirklich glücklich über die kampflose Revanche für das verlorene Vorjahres-Finale ist auch Oswald nicht: "Ich hätte lieber am Platz gewonnen."

"AHM" siegt trotz Erkrankung
Gänzlich nach dem Motto "Wer gesund ist, kommt fix weiter" verliefen die Titelkämpfe am Freitag aber nicht. Denn im zweiten Semifinale der Herren ließ sich Andi Haider-Maurer trotz merklicher Angeschlagenheit nicht vom Weg in sein erstes ÖMS-Finale abbringen. Mit 38° Fieber war der Niederösterreicher angetreten, besiegte Jürgen Gündera mit 6:4, 6:2 - und stand dabei dennoch nur einen Punkt vor dem möglichen Aus: "Ich wollte nur mal den ersten Satz spielen, über die volle Distanz hätte ich nicht gehen können. Wenn ich bei 1:3 das zweite Break kassiert hätte, wäre ich wohl zum Netz gegangen und hätte aufgehört." Dazu kam es nicht: Gündera vergab zwei Breakbälle, beging immer mehr Fehler, wurde vom Aufschlag im Stich gelassen. Eine strittiger Out-Ruf zu Beginn des zehnten Games leitete endgültig die Wende ein: Ein Ass Günderas wurde anulliert, der Kärntner gab sein Service ab. "Das hat den Satz entschieden", ärgerte sich Gündera.

Gündera: "Morgen ist Andi so richtig krank"
Der zweite Satz verlief bis 2:2 offen. "Ich kann nicht mehr. Ich spiel zu lange Ballwechsel", jammerte Haider-Maurer unentwegt. Der 19-Jährige hielt aber dagegen, holte sich ein Break zum 4:2. - Die Entscheidung: Gündera warf die Partie daraufhin weg, gab sich auf. Warum? "Ich wusste, dass ich ohne Aufschlag keine Chance hab. Leider hatte ich die ganze Zeit über Schmerzen im Unterarm und konnte nicht wirklich servieren. Müde war ich außerdem schon. Im Gegensatz zu den meisten im Feld trainiere ich ja nur vier Mal pro Woche und nicht jeden Tag ein oder zwei Mal." Ambitionen, das zu ändern und nach seinem laut eigenen Worten größten Karriere-Erfolg ("obwohl momentan die Enttäuschung überwiegt") eine internationale Laufbahn einzuschlagen, wären beim 24-Jährigen vorhanden, "nur ohne Sponsoren wird das schwer gehen." Aufhorchen ließ Gündera aber mit einer anderen Aussage: "Ich bin Heilmasseur. Und so wie Andi mir seinen Krankheitsverlauf geschildert hat, waren das heute die letzten Reserven - morgen wird er wohl so richtig krank sein." Eine Fortsetzung der Neusiedler Krankenakte erscheint also nicht unplausibel.

Toljan drückt aufs Gas
Nicht krank, aber verletzt war Barbara Hellwig im Halbfinale der Damen. Die Titelverteidigerin musste gegen Janina Toljan beim Stand von 3:6, 0:3 aus ihrer Sicht passen. "Sie hat sich schon gestern ein wenig die Adduktoren gezerrt. Heute hat sie im zweiten Game auch noch einen schlechten Schritt gemacht, ab da war's dann noch schlimmer", erläuterte ihr Freund und Ex-Profi Rainer Falenti. Dennoch nicht geschmälert werden darf die Leistung Toljans, die mit ungemein aggressivem Tennis zu beeindrucken wusste. Höhepunkt: ein unglaublicher Rückhand-Longline-Winner zum Gewinn des ersten Satzes. "Das ist mein bisher größter Erfolg", jubelte die 16-jährige Oberösterreicherin nach dem Sieg. "Ich habe mir vorgenommen, gegen Barbara viel Druck zu machen, weil man das gegen sie so spielen muss. Und das habe ich zum Glück sehr gut umsetzen können."

Österle wehrt fünf Matchbälle ab
Für mehr Spannung war in der zweiten Vorschlussrunde zwischen U16-Meisterin Magdalena Österle und der Steirerin Nicole Rottmann gesorgt. Die Vorarlbergerin stand im zweiten Durchgang unmittelbar vor einer klaren Zweisatz-Niederlage: 4:6, 3:5 und 0:40 lag Österle bereits zurück, wehrte aber alle drei Matchbälle ab. Im nächsten Game fand Rottmann zwei weitere Chancen vor, die äußerst temporeiche Partie zu einem Ende zu bringen, doch der Schützling von Bernd Wetter wurde von Österle beide Male zum Fehler gezwungen. Die Südstädterin rettete sich auf 5:5, ihr Gegenüber verzweifelte zusehends. Rottmann geriet im dritten Satz dann schnell in Rückstand und konnte nicht mehr entscheidend zusetzen. Österle steht somit wie Toljan erstmals im Endspiel der "Hallenstaats" - ein erneut temporeiches Match dürfte garantiert sein. Spielbeginn beider Einzel-Finali ist um 11 Uhr.

Aller guten Dinge sind drei
Bereits beendet wurde am Freitag der Doppel-Bewerb. Den Titel holte sich das topgesetzte Duo Christian Magg/Martin Fischer. Der Steirer und der Vorarlberger setzten sich im Endspiel gegen das steirische Paar Patrick Schmölzer/Max Raditschnigg mit 6:2, 6:1 durch. Dabei waren Magg/Fischer zuerst noch 0:2 zurückgelegen, ließen ihren Kontrahenten dann aber nur mehr ein Game. Entscheidend für den klaren Ausgang war die außerordentlich starke Return-Leistung der späteren Sieger. Während Fischer schon im Vorjahr mit Stammpartner Oswald nicht zu schlagen war, ist es für Magg im dritten Finale der erste Titelgewinn. "Ein tolles Gefühl", freute sich der 25-Jährige.

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