Eintrag 381: Freitag, 9. Februar, Linz

Ein ganz bitterer Tag für uns. Aber es ist noch nicht alles verloren.

Eigentlich gibt es gar nicht viel zu erzählen. Wir stehen alle mehr oder weniger unter Schock. Soviel haben wir uns vorgenommen, so optimistisch waren wir. Soviel haben wir von uns erwartet - aber gebracht haben wir's nicht. 0:2, das ist bitter. Sehr bitter.

Ich hab in meiner Partie zunächst mit dem Aufschlag meine Nervosität kaschieren können, im Tiebreak waren sogar die Chancen da, eigentlich alle Chancen. Genützt habe ich sie nicht, und davon hab ich mich nimmer erholt. Ich bin unsicher geworden und hab das gemacht, was man auf diesem Platz niemals machen darf: zurückfallen, defensiv spielen, Fehler vermeiden wollen, die Partie rausrennen.

Was mich am meisten ärgert: dass heute alles komplett in die Hose gegangen ist, was im Training funktioniert hat und auch bei den Turnieren zuletzt. Es war seit langer, langer Zeit wieder ein Komplettast. Kurz gesagt: Ich habe einfach nicht mehr gewusst, wie ich einen Ball ins Feld spielen soll.

Natürlich kommen jetzt Fragen danach, ob mir ein erfahrener Kapitän als Schilli mehr hätte helfen können. Ich sage ganz klar: Nein. Er hat das gesagt, was zu sagen war - dass ich versuchen soll, durchzuziehen, es zu probieren. Gespielt haben Jürgen und ich, nicht Schilli. Gescheitert sind heute wir, nicht er. Ich hab gewusst, was ich falsch mach - aber ich hab's nicht ändern können.

Umso ärgerlicher wird das alles, wenn man sieht, das die Argentinier zwar gute Spieler sind, aber auf diesem Belag bei Gott keine Übermenschen. Der Acasuso war gegen mich im ersten Satz mindestens so tight wie ich. Aber er hat nach meinem Gefühl sehr gut serviert. Ich kenn die Statistiken noch nicht, aber mir kommt vor, als hätte er sehr viel erste Aufschläge getroffen.

Zum Publikum noch ein Wort, weil auch da Kritik gekommen ist: Natürlich war das ein sehr "braves" Publikum für einen Daviscup. Aber auch da müssen wir Spieler uns an der Nase nehmen: Wenn wir es nicht schaffen, in der Halle ein Feuer zu entfachen, dann können wir uns nicht drüber beklagen, dass es nicht brennt ...

Morgen ist ein anderer Tag. Egal wer von den drei in Frage kommenden spielt, ob Julian, Jürgen oder Alex - ich hoffe, sie können mit dem Druck besser umgehen als wir heute. Und wenn das so sein sollte und sie wirklich auf 1:2 verkürzen, dann schaut alles plötzlich nicht mehr so schlimm aus: Jürgens Spiel ist für Acasuso reines Gift, und ob eventuell del Potro beim Daviscup-Debüt die Nerven hätte, das ist nicht sicher.

Wenn uns das Doppel zeigt, wie man mit Druck umgeht, dann werden sich Jürgen und ich am Sonntag revanchieren. Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass ich am Sonntag die Entscheidungspartie spiele. Ich hab richtig viel wieder gut zu machen.

CU auf tennisfabrik.at!

Euer Stefan Koubek


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