Daviscup: Alles schon gelaufen? Argentinien führt mit 2:0

Kleines Wunder gesucht.

Ein 1:1 nach den ersten beiden Einzeln hatte sich Gilbert Schaller bei seinem Debüt als österreichischer Daviscup-Kapitän gewünscht. Daraus sollte nichts werden: Das ÖTV-Team liegt nach dem ersten Spieltag des Weltgruppen-Erstrundenmatches in der Linzer Intersport Arena gegen den stark ersatzgeschwächten Vorjahresfinalisten Argentinien wohl aussichtslos mit 0:2 zurück und darf sich bereits mit einem Bein in der Relegation wähnen. Sowohl Stefan Koubek als auch Jürgen Melzer blieben gegen ihre südamerikanischen Kontrahenten ohne Satzgewinn. Melzer und Julian Knowle können am Samstag ab 14 Uhr im Doppel gegen Sebastian Prieto und Jose Acasuso die kleine Chance auf den Aufstieg ins Viertelfinale noch wahren.

Im Tiebreak lag der Wurm drin
Den Anfang zu einem verpatzten Tag hatte Stefan Koubek gemacht. Keine voll gefüllte Halle, mäßige Stimmung: Echte Daviscup-Atmosphäre wollte in der Partie gegen Jose Acasuso nicht aufkommen. Der Kärntner bot auch allenfalls im ersten Satz noch Anlass zum Optimismus, überzeugte beim Service. Drei Breakbälle musste Koubek dennoch abwehren, Acasuso keinen einzigen. Im Tiebreak verschaffte sich Koubek zwei Satzbälle: Den ersten wehrte Acasuso mit einem starken Aufschlag ab, beim zweiten half Koubek mit einem Doppelfehler nach. Ein unerzwungener Fehler von Österreichs Nummer zwei und ein Service Winner von Argentiniens Einser folgten.

Koubek inferior, Acasuso solide
Nach geschlagener Schlacht meinte Koubek: "Der Doppelfehler im Tiebreak hat mich das Match gekostet." Denn danach lief beim 30-Jährigen nichts mehr zusammen: Stefan beging besonders von der Rückhand eine Vielzahl an Eigenfehlern, ließ Konzentration, Beinarbeit und jegliche Kontrolle im Schlag vermissen, wirkte nervös. Acasuso reichte eine brave Vorstellung völlig aus: Satz Nummer zwei war eine klare Sache, im dritten Durchgang hielt der 24-Jährige nach frühem Break trocken seinen Aufschlag und verwertete nach 116 Minuten seinen dritten Matchball. Bei der Pressekonferenz ging Koubek mit sich selbst hart ins Gericht: "Wenn man von drei Sätzen zwei klar verliert, kann man nicht viel Positives vorweisen. Schön reden bringt also nichts."

Canas stark wie eh und jeh
Jürgen Melzer versuchte im Anschluss den Fehlstart vergessen zu machen und gegen Guillermo Canas den 1:1-Ausgleich herbeizuführen. Dieses Vorhaben misslang klar: Der Deutsch-Wagramer musste sich dem ehemaligen Top-Tenner nach 139 Minuten mit 6:7 (6), 2:6 und 4:6 geschlagen geben. "Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass ich schlecht gespielt habe. Gegen so einen muss man an die Linien spielen – weil er einfach keinen Fehler macht", meinte Melzer. Die Statistik bestätigt, dass die Niederlage vor allem auf Canas Stärke zurückzuführen ist: Der 29-Jährige beging in den drei Sätzen insgesamt nur unglaubliche zwei unerzwungene Fehler (!). Diesen stehen 23 von Melzer gegenüber.

Parallele zu Koubek
Chancen hatte Melzer ähnlich wie Koubek nur im ersten Satz. Die 2:0-Führung war zwar nur von kurzer Dauer, doch Melzer nahm nach zwei erhaltenen Breaks Canas zu null den Aufschlag zum 5:5 ab. Im Tiebreak erspielte sich Melzer vor allem dank starker Aufschläge eine 5:3-Führung. Der zäh zu spielende, wieselflinke Argentinier konterte jedoch mit Erfolg und verwertete seinen zweiten Satzball. Im zweiten Durchgang lief bei Melzer nicht viel zusammen. Durchgang drei verlief bis 4:5 ausgeglichen, ehe der Niederösterreicher nach Kampf das entscheidende Break hinnehmen musste.

Schaller: "Mit steifer Hand geht nichts mehr"
Österreichs Daviscup-Kapitän will sich noch nicht geschlagen geben. "Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren", gibt sich Gilbert Schaller kämpferisch, "also werde ich versuchen, den Druck von meinen Jungs zu nehmen. Denn mit einer steifen Hand geht sicher nichts mehr." Doch er zeigte auch Respekt vor Argentiniens Gespann: "Für Jürgen und Julian wird es morgen nicht leicht werden. Acasuso hat heute viel Selbstvertrauen getankt und wird mit Sebastian Prieto ein gutes Doppel bilden." Melzer ist für Samstag zuversichtlich: "Julian und ich sind eines der besten Return-Doppel der Welt."

Die tennisweb.at-Raster aus der Intersport Arena Linz:
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