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Alex Peya: "Ich wollte in Zagreb nicht mal spielen"
Diese Überlegung änderte der "Baron" aber - zu seinem eigenen Glück.

Mit fünf Siegen in Folge hat Alex Peya in Zagreb zum ersten Mal in seiner Karriere das Viertelfinale eines ATP-Turniers erreicht. Am Freitag setzte der Wiener noch einen drauf: 6:3, 6:3 über Michael Llodra, erstes Halbfinale. Dieses könnte dem 26-Jährigen nun doch noch einen Platz im Vier-Mann-Kader für den Daviscup gegen Argentinien bescheren. Über seine jüngste Hochform und ihre positiven Auswirkungen sprach Alex im Interview mit tennisweb.at.
Alex, wieviel hättest du im Vorhinein darauf gesetzt, dass einer der Semifinalisten von Zagreb Alex Peya heißen wird?
Wahrscheinlich nicht allzu viel – wenn man davon absieht, dass man als Spieler ohnehin nicht wetten darf.
Der Saisonstart war eher mäßig, und jetzt reißt du plötzlich einen so bemerkenswerten Lauf auf – woher kommt der?
Schwer zu sagen. Wichtig ist nur, dass die Ergebnisse jetzt passen. Aber wahrscheinlich hab ich mir davor einfach zu viel Druck gemacht, weil ich wusste, dass ich gut trainiert habe und dass ich gut drauf bin. Ich hab auch viele knappe Partien verloren: bei den Australian Open gegen Tourte, letzte Woche in Heilbronn gegen Berrer – obwohl ich da gut gespielt hab.
Zweifelt man in so einer Situation nicht ein bisschen an sich selbst?
Na ja, ich dachte zumindest, dass ich irgendein mentales Problem haben muss. Nach dem Spiel gegen Berrer wollte ich Zagreb erst sogar auslassen.
Warum bist du in Kroatien doch angetreten?
Weil ich wusste, dass die Form passt. Ich wollt's einfach probieren und nicht drei Wochen kein einziges Turnier bestreiten. Zum Glück hab ich Zagreb doch gespielt!
Jetzt gewinnst du ja auch die knappen Matches – wie im Viertelfinale gegen Söderling. Hast du dir das vorher überhaupt zugetraut, so ein Kaliber schlagen zu können?
Gerechnet hab ich natürlich nicht damit. Aber ich gehe in ein Match nun mal nicht mit der Einstellung rein, nur gut mitspielen zu wollen. Vielleicht hat es ja darum geklappt.
Geklappt hat es auch im Viertelfinale. Ohne deine Leistung abwerten zu wollen: Hatte Llodra wirklich einen dermaßen schlechten Tag, wie in diversen Internet-Foren zu lesen war?
Na ja, ich würde sagen, er kann's sicher besser. Er spielt sehr unangenehm, streut viel Serve and Volley ein. Ich für meinen Teil hab jedenfalls gut gespielt, es waren sehr stark Returns von mir dabei. Vor allem dank denen hab ich auch das Break zum 4:3 gemacht. Das ich dieses dann mit Mühe bestätigen konnte, war irgendwo die Vorentscheidung.
Marcos Baghdatis ist jetzt dein nächster Gegner. Er hat heute am späten Abend gegen Arnaud Clement mit 6:2, 6:7, 7:6 gewonnen und gilt nicht unbedingt als der fitteste Spieler. Könnte die lange Spielzeit von 147 Minuten ein Vorteil für dich werden?
Ich hoff's! (lacht) Aber ich halte sowohl Clement, als auch Baghdatis für fit genug, so eine Partie wegzustecken.
Was erwartest du dir gegen Baghdatis? Liegt dir sein Spiel?
Es liegt mir ebenso wenig wie jenes von Clement. Aber ich beschäftige mich nicht allzu sehr damit, ob mir jemand liegt oder nicht und gehe auch nicht mit irgendeiner Erwartungshaltung in dieses Match. Ich will einfach gut spielen, meinen Spaß am Platz haben, und dann werden wir sehen, was dabei rauskommt.
... und das ist ja schon mal mindestens ein Semifinale. Im Vier-Mann-Kader für den nächstwöchigen Daviscup gegen Argentinien stehst du trotzdem bisher nicht. Glaubst du, das könnte sich jetzt noch ändern?
Es wäre natürlich toll – der fünfte Mann im Team zu sein, ist schließlich nicht die schönste Position. Aber das kann ich alles jetzt nicht wirklich beeinflussen, das ist die Entscheidung von Gilbert Schaller. Und egal wie seine Entscheidung aussieht: Ich werde sie akzeptieren. Ich stehe gegen Argentinien auf jeden Fall zur Verfügung. Sei es als Sparringpartner, oder als Spieler.
Wie geht's bei dir nach dem Daviscup weiter?
Die Woche danach spiele ich mal kein Turnier. Dann folgen die Challenger in Besancon und Wolfsburg.
Also noch kein völliger Umstieg auf die ATP-Tour?
Ich wollte meinen Turnierplan nicht kurzfristig über den Haufen werfen. Und die weite Reise nach Übersee will ich jetzt nicht auf mich nehmen, Miami und Indian Wells stehen für mich nicht zur Debatte. Aber ich will dann natürlich schon mehr ATP-Turniere bestreiten.
Dein Ranking wird mit dem Zagreb-Halbfinale wohl noch knapp dreistellig bleiben. Die "klassische Alex Peya-Frage" aus früheren Interviews mit tennisweb.at hast du sicher in Erinnerung: Wann fallen denn die Top 100? Können wir die Frage bald vergessen?
Es sieht sicher nicht schlecht aus. Aber noch habe ich es nicht geschafft. Erst wenn ich mir am Montag die Weltrangliste ansehe und meine Platzierung aus zwei Zahlen besteht, habe ich mein Ziel erreicht. Und dann werde ich meine nächsten Ziele definieren.
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