Moya degradiert: Koubek stürmt ins Finale von Chennai!

Nächste Galavorstellung von Stefan Koubek: Österreichs Nummer zwei ließ der früheren Nummer eins der Welt nach umkämpftem Beginn nicht den Funken einer Chance.

48 Minuten gegen Paradorn Srichaphan, 61 Minuten gegen Julien Benneteau - Stefan Koubek gab beim ATP-Turnier von Chennai am Mittwoch und Donnerstag Trainerstunden. Am Freitag setzte er in der indischen Metropole noch einen drauf: Der Kärntner deklassierte den ehemaligen Weltranglisten-Ersten Carlos Moya nach sensationellem Spiel mit 6:3 und 6:1. Koubek verkürzte mit dem ersten Sieg im dritten auf Hardcourt ausgetragenen Duell mit Moya auf 2:3 im Head-to-head. Er kämpft damit am Sonntag um den vierten ATP-Titel seiner Karriere - aber nicht gegen den topgesetzten Rafael Nadal, sondern gegen Xavier Malisse. Der auf drei gereihte Belgier nahm den Spanier nach Abwehr von sechs Satzbällen im zweiten Durchgang mit 6:4, 7:6 (4) aus dem Bewerb. Im Doppel machte es Nadal besser, dort eliminierte er im Halbfinale mit seinem Landsmann Bartolome Salva-Vidal den Wiener Alex Peya und dessen deutschen Partner Björn Phau mit 7:5, 6:1.

Risiko macht sich bezahlt
Nur von der Zeit her hielt Stefan Koubeks Auftritt gegen Moya dem Vergleich mit den beiden Matches davor nicht ganz stand, 63 Minuten benötigte er für den Sieg. Doch spielerisch enttäuschte der 30-Jährige keineswegs: Koubek nahm während der gesamten Partie enormes Risiko, schlug etliche Winner, scheute aber auch vor langen Rallies nicht zurück. Nur das erste Break wollte anfangs nicht fallen, obwohl es auf beiden Seiten mehrmals in der Luft lag: Beide Spieler kamen in jeweils zwei Aufschlaggames des Gegners zu ihren Chancen. Doch beim Stand von 4:3 landete ein Vorhand-Longline-Schuss Moyas nach vorangegangener langer Rallie im Aus - fünfte Breakchance genützt, 5:3 Koubek. Mit einem 195 km/h-Ass holte sich der Kärntner zwei Satzbälle, gleich der erste saß.

Koubek entfesselt, Moya "down"
Wer im zweiten Satz ein anderes Bild erwartet hätte, der wurde eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Während Koubek seine phantastische Vorstellung im ersten Satz noch überbot und seine trotz ungemein aggressiven Spiels niedrige Fehlerquote eher senken konnte, verzweifelte Moya mit Fortdauer der Partie zusehends und zerfiel letztendlich. Mit viel Glück konnte der Iberer noch ein Break zum 0:2 verhindern, danach war Koubek aber nicht mehr zu halten, spielte entfesselt auf. Dem Break zum 2:1 folgten ein lauter "Come on"-Ruf und vier weitere unglaubliche Games Koubeks. Im letzten lag Moya zunächst voran, doch selbst das 2:5 war dem ebenfalls 30-Jährigen nicht mehr vergönnt: Koubek verwertete noch im selben Game seinen ersten Matchball.

Malisse, der Angstgegner aus alten Tagen
Der Finaleinzug in Chennai ist der sechste in der Karriere von Stefan Koubek. Die Endspiel-Bilanz liest sich bislang positiv: Drei Siegen in Atlanta 1999, Delray Beach 2000 und Doha 2003 stehen zwei Niederlagen in Bournemouth 1999 und im Vorjahr in Zagreb gegenüber. Trotz Koubeks sensationeller Form sprechen die Vorzeichen nicht für den vierten ATP-Titel des Klagenfurters. Denn im direkten Vergleich mit seinem 26-jährigen Finalgegner Xavier Malisse liegt der Wahl-Wiener mit 0:4 zurück. Besonders das letzte Duell wird Koubek noch in Erinnerung haben: 2003 unterlag er dem Belgier bei den French Open in Paris in einem Spiel der vergebenen Chancen mit 6:8 im fünften Satz und verpasste damals unglücklich den Einzug in Runde drei.

Zagreb-Punkte sind schon eingeholt
Satte 35.500 US-Dollar und 120 Weltranglisten-Zähler bringt Koubek das Finale in Chennai. Sollte er den zweiten Turniersieg von Xavier Malisse nach Delray Beach 2005 verhindern können, brächte das Österreichs Daviscupper weitere 30.350 Dollar ein. Die Auswirkungen aufs Ranking wären beim totalen Triumph derzeit nicht allzu groß: Koubek wird sich fix auf einen Platz um 64 verbessern, bei einem Finalsieg geht es lediglich um etwa drei weitere Positionen aufwärts. Gerüstet für den Ernstfall namens Zagreb ist Koubek jedenfalls schon: Anfang Februar des Vorjahres hatte er in der kroatischen Hauptstadt ebenfalls das Finale erreicht, wo er damals Ivan Ljubicic unterlegen war. Die 120 Zähler für diesen Erfolg hat Koubek nun schon abgedeckt, der Verbleib in den Top 100 ist somit für längere Zeit abgesichert.

mw


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