Österreicher-Tag in der Stadthalle: Melzer und Koubek im Viertelfinale

Österreichs Nummer eins bezwang Lukasz Kubot nach mehr als zwei Stunden in drei Sätzen. Koubek kämpfte Marcos Baghdatis nieder.

Auch am Freitag bekamen die österreichischen Tennis-Fans in der Wiener Stadthalle einiges zu bejubeln. Stefan Koubek bezwang zu später Stunde Marcos Baghdatis, Jürgen Melzer ließ die geschätzten 8000 Zuschauer lange Zeit zittern. Doch schlussendlich enttäuschte er sie nicht und feierte seinen zwölften Sieg in den letzten dreizehn Matches. "Ich bin glücklich, dass ich am Freitag dabei sein darf", meinte Melzer erleichtert. Und er darf sogar auf jeden Fall bis Samstag spielen, denn im Doppel stehen Jürgen Melzer/Julian Knowle bereits in der Vorschlussrunde. Oliver Marach forderte den argentinischen Daviscupper David Nalbandian heraus. Der große Wurf blieb dem Steirer jedoch verwehrt.

STEFAN KOUBEK - MARCOS BAGHDATIS

Das erste "offizielle" Duell zwischen Stefan Koubek und Marcos Baghdatis war eine dramatische Angelegenheit. Der Österreicher zwang die Nummer neun der Welt zur Begeisterung des Publikums nach exakt zwei Stunden Spielzeit mit 1:6, 7:6 (3), 6:2 in die Knie. Bei der tele.ring-Trophy 2005 in St. Anton war ebenfalls Koubek als Sieger vom Platz gegangen – dieses Match zählte jedoch nicht zur ATP-Tour.

Eine echte Zitterpartie
Im ersten Satz hatte Stefan dem Publikumsliebling nicht viel entgegenzusetzen. Danach kam der Kärntner besser ins Spiel und ging mit einem Break 4:1 in Führung. Doch Baghdatis gelang der Ausgleich zum 4:4. Im neunten Game konnte Koubek drei Breakbälle abwehren (unter anderem mit einem Netzroller), somit ging es ins Tiebreak. In diesem ging der Österreicher schnell 6:2 in Front: Baghdatis beendete Satz zwei mit einem Doppelfehler.

Standing Ovations knapp vor Mitternacht
Im dritten Satz breakte Koubek zum 2:0, postwendend folgte der Ausgleich zum 2:2. Ab dann war Koubek der Chef am Platz: Die vielen Zuschauer wurden für ihre Ausdauer ebenso wie Koubek belohnt: Der Österreicher zog mit einem finalen 6:2 erstmals seit 2001 (damals schlug er Michael Chang und Roger Federer) wieder ins Viertelfinale des Stadthallenturniers ein.

Baghdatis nicht mehr in Wien
Koubek: "Am Anfang ist es wirklich schlecht gelaufen. Ich wollte dran bleiben, hab gefightet – und ich bin zurückgekommen. Spielerisch war die Partie von mir nicht top, aber es hat mir enorm getaugt vor diesem Publikum zu spielen." Auch Baghdatis war von den Fans angetan: "Ich mag es, wenn es laut ist. Natürlich unterstützen die Fans Stefan zuhause, aber es war toll." Doch der Zypriote wird die Wiener Fans wohl nicht mehr so bald erfreuen: "Der Platz ist mir zu langsam hier. So lange man das nicht ändert, werde ich hier nicht mehr spielen."


JÜRGEN MELZER – LUKASZ KUBOT

Jürgen Melzer hätte sich den Viertelfinal-Einzug bei der BA-CA-Trophy wohl um einiges leichter vorgestellt. Einerseits hielt der polnische Qualifikant Lukasz Kubot gut dagegen, andererseits konnte der Österreicher an seine Leistung vom vortägigen Ferrero-Erfolg nicht ganz anschließen. Schlussendlich blieb Melzer nach 2 Stunden und 9 Minuten doch noch mit 6:4, 3:6, 6:1 klar siegreich. Im Viertelfinale kommt es nun zu einem echten Leckerbissen für Tennis-Feinschmecker: Andy Roddick besiegte Richard Gasquet 6:7 (5), 6:1, 6:3 und fordert nun den österreichischen Publikumsliebling.

Einbruch im zweiten Satz
Im ersten Durchgang lief für Jürgen Melzer noch alles nach Plan. Die Nummer 39 der Welt holte im fünften Game ein Break, in der Folge servierte er zum 6:4 aus. Im zweiten Satz gab es zu Beginn eine regelrechte Break-Orgie. Bis zum 2:2 konnte keiner der beiden sein Service halten, Kubot brach als Erster den Bann und stellte auf 3:2. Danach verlor "JoJo" abermals sein Aufschlag-Game - diesen Verlust konnte er nicht mehr wettmachen. Im Entscheidungs-Satz machte Jürgen wieder ernst und er schloss an der Leistung vom Mittwoch an. Zwar musste er nach einem frühen Break das Rebreak zum 2:1 hinnehmen, doch anschließend gelang dem Polen kein Game mehr. "Im zweiten Satz waren meine Beine schon ein bisschen müde. Als ich im dritten das Break zum 3:1 schaffte, wusste ich, dass ich mir das nicht mehr aus der Hand nehmen lasse", schilderte Melzer. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb dem Niederösterreicher nicht, denn kurz darauf musste er zum Doppel antreten. Aber nicht einmal die kurze Pause konnte Melzer zu Fall bringen: Er siegte mit seinem Freund Julian Knowle gegen die Argentinier David Nalbandian/Sebastian Prieto 1:6, 6:4, 10:4.

Nächste Premiere gegen Roddick?
In der ersten Runde ging Jürgen gegen Juan Carlos Ferrero zum ersten Mal der Knopf auf. Jetzt möchte der Deutsch-Wagramer auch der Negativ-Serie gegen Andy Roddick ein Ende setzen. Der Amerikaner, der sich mit Jimmy Connors auf Wien vorbereitete, führt im Head to head mit 5:0. Nicht einmal ein Satzgewinn war Melzer bisher vergönnt. Der erste Erfolg gegen Roddick würde für Jürgen auch das erste Semifinale in der Wiener Stadthalle bedeuten. Sein bestes Ergebnis aus dem Jahr 2002 (Viertelfinale) hat der Wetter-Schützling bereits eingestellt.


OLIVER MARACH - DAVID NALBANDIAN

"Ich war am Anfang sehr nervös", gab Oliver Marach zu. Die Nervosität äußerte sich unter anderem in einigen unnötigen Vorhand-Fehlern ("die Vorhand ist erst überhaupt nicht gegangen"). Auch der Argentinier hatte seine Probleme, besonders mit hohen Topspin-Bällen Marachs auf seine Rückhand. Im Gegensatz zu Marach verwertete Nalbandian aber seine Chancen - Nummer drei reichte bei 3:2 zum Break. Bis dahin hatte Marach schon fünf Möglichkeiten ausgelassen. Mit einem weiteren Break beendete Nalbandian den ersten Satz.

Klares Ende
"Im zweiten habe ich dann sehr gut gespielt", meinte Marach, der Nalbandians Aufschlag zum 3:2 durchbrach. "Dann hat er aber einen draufgesetzt. Darum steht er auch auf Platz vier der Weltrangliste." Österreichs Nummer drei kassierte ein ärgerliches Rebreak ("ohne dem wär's vielleicht noch interessant geworden") und war in der Folge ohne echte Chance.

"Hätte mehr riskieren müssen"
Insgesamt war Marach mit seiner Vorstellung trotz der Niederlage nicht unzufrieden. Die mentalen Vorgaben, die mit Ronnie Leitgeb festgelegt wurden, habe er erfüllt. Der 25-Jährige beklagte lediglich seine Passivität, die ihm wie erwartet weite Wege hinter der Grundlinie einbrockte: "Ich war vor allem zu Beginn viel zu wenig aktiv. Ich bin dann im zweiten Satz zwar aggressiver geworden, insgesamt habe ich aber zu wenig Risiko genommen." Auch im Doppel musste "Olli" eine Niederlage hinnehmen: Er verlor mit Cyril Suk (CZE) gegen Petr Pala/Pavel Vizner (CZE) 4:6, 2:6.

Der Spielplan für Freitag:

Center Court
1. Match: Jonathan Erlich/Andy Ram - Petr Pala/Pavel Vizner (13.00)
2. Match: Fernando Gonzalez - David Nalbandian (nicht vor 14.30)
3. Match: Jürgen Melzer - Andy Roddick (nicht vor 16.30)
4. Match: Stefan Koubek - Dominik Hrbaty
5. Match: Ivan Ljubicic - Stanislas Wawrinka

Aus der Wiener Stadthalle: Manuel Wachta und Andreas Simon


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