"Ich will die letzte Chance nutzen"

Barbara Schwartz spricht im tennisweb.at-Interview über die Trennung von Thomas Strengberger, den FedCup und das Leben nach dem Tennis.

Vor zwei Tagen hast du uns per Aussendung kurz mitgeteilt, dass du dich von Thomas Strengberger getrennt hast? Was ist der Grund dafür?
Es gibt eigentlich im Moment nicht viel mehr zu sagen, als ich schon gesagt habe. Die Zusammenarbeit ist beendet – aber ich danke ihm für seine Unterstützung und seine Hilfe. Und ich wünsch' ihm das beste für die Zukunft.

Hört sich irgendwie nach Unstimmigkeiten an ...
Nein, gar nicht. Die Trennung war einvernehmlich, die Arbeit mit ihm war wirklich gut. Vielleicht wird sich in den nächsten Wochen mehr zeigen, vielleicht werdet ihr dann von ihm mehr erfahren. Vielleicht auch über seine nächsten Aufgaben ...

Hast du schon einen Nachfolger im Sinn?
Ich habe ja schon jetzt auch mit Michael Oberleitner gearbeitet, das wird auch sicher weiterhin so sein. Ich werde weiterhin bei ihm trainieren, auf die nächsten Turniere werde ich aber wohl alleine fahren müssen – er ist mit seiner Tennisschule sehr beschäftigt. Aber ich bin alt und erfahren genug, dass das auch gut geht.

Was sind jetzt deine nächsten Ziele?
Jetzt steht einmal Training auf dem Programm, das nächste Turnier ist dann im September das Future in Innsbruck. Ich hab auch überlegt, das 10.000er in Wien zu spielen, aber das kommt zu früh.

Anfang des Jahres hast du in einem Interview einmal gesagt, du willst Ende 2006 um die 150 stehen. So gesehen kannst du mit der bisherigen Saison nicht zufrieden sein ...
Das bin ich auch nicht. Ich hab zwar immer sehr gut trainiert, aber bei den Turnieren hat es absolut nicht geklappt. Ich muss jetzt einfach versuchen, über die kleinen Turniere wieder etwas nach vorne zu kommen. Und mein Protected Ranking (WTA 300, Anm.) kann ich auch noch fünf Turniere lang benutzen. Mein Ziel ist, Ende des Jahres bei 200 bis 300 zu stehen.

Hast du dir die Rückkehr nach deiner letzten schweren Verletzung vielleicht leichter vorgestellt?
Sicher. Bei den letzten Comebacks war es so, dass ich relativ schnell ein paar gute Ergebnisse eingespielt habe. Das hat diesmal nicht geklappt, da hat mir auch irgendwie das Glück gefehlt. Aber das Tennis hat sich einfach weiterentwickelt.

Wie geht's dir jetzt körperlich? Bist du fit?
Nach dem FedCup hab ich mit einer Beinhautentzündung gekämpft. Das ist aber – verglichen mit Verletzungen, die ich schon hinter mir habe – wirklich nichts Schlimmes. Das hab ich auch zum Glück schon wieder auskuriert. Dennoch hab ich wieder etwas pausieren müssen, denn es bringt nichts, wenn man unfit spielt. Das hab ich schon erkennen müssen.

Apropos FedCup: Wie sehr haben dich die Absagen von Bammer, Meusburger und Paszek getroffen? Oder hast du's sogar als Chance gesehen?
Nein, so patriotisch bin ich schon, dass ich will, dass das stärkste Team zum FedCup fährt. Aber Sybille hatte Probleme mit der Achillessehne – und ich weiß, dass das sehr, sehr unangenehm ist. Zu den anderen Spielerinnen kann ich nur feststellen, dass sie ihre eigenen Ziele verfolgt haben. Da darf man auch gar niemandem böse sein.

Und so warst du die Nummer eins ...
Das hat sich zwangsläufig so ergeben. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ich beim FedCup meinem Land etwas zurückgeben kann – auch wenn das kitschig klingt. Und so sind Niki und Meli zu ihren Einsätzen gekommen, und die beiden haben sich auch wirklich super verkauft.

Wie war die Stimmung im Team? Ihr wart ja doch krasse Außenseiter…
Die Stimmung war trotzdem gut. Wir haben gut trainiert, gut zusammengearbeitet - danke übrigens an dieser Stelle ans ganze Team - und wollten trotz allem gewinnen. Sonst bräuchten wir dort gar nicht hinfahren. Und wie gesagt: Die jungen Mädels haben wirklich ihr Talent gezeigt und hatten durchaus Chancen. Die beiden werden sehr bald fix zum Team gehören. Vielleicht hatte das Ganze also auch etwas Gutes.

Hast du dir eigentlich schon Gedanken gemacht, was nach dem Tennis kommen soll?
Natürlich hab ich das gemacht, ich bin schließlich auch nicht mehr die Jüngste. Ich hab schon die Hälfte der Trainerausbildung, die Basis sozusagen, absolviert. Und dazu hab ich ein Sportmanagement-Fernstudium gemacht. Aber eigentlich will ich mir auf der anderen Seite noch gar nicht zu viele Gedanken machen – jetzt will ich meine letzte große Chance im Tennis noch nutzen.


Der direkte Link zur Activity von Barbara Schwartz.


Interview: Andi Pernsteiner




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