Alex Peya: "Ich bin kein Doppelspezialist"

... und das hat der Wiener mit seinen jüngsten Erfolgen bewiesen. Beim Daviscup ist er dennoch nicht dabei. Darüber und über vieles mehr sprach Alex im Interview.

Alex, in deiner Saisonbilanz 2005 hast du dir vorgenommen, die besten Leistungen zu bringen, die du je gebracht hast. Ohne auf Zahlen und Ergebnisse zu sehen: Wie sehr bist du in dieser Hinsicht vorangekommen?
Ein großes Stück. Mein Ziel war es, dass ich zumindest so gut spiele wie im Jahr 2004, wo ich knapp vor den Top 100 gestanden bin. Die Richtung stimmt jetzt wieder.

Bis Ende April hast du ein wenig mit deiner Form gekämpft. Ein klassischer Fehlstart in die Saison?
Nein. Ich habe von vornherein gesagt, dass ich heuer zu Beginn nur ein paar Turniere einstreuen werde – und die wenigen in erster Linie auch nur aus Trainingszwecken. Die waren dann leider ziemlich schlecht. Aber ich hab mir da keinen Stress gemacht. Das Hauptaugenmerk ist zu dem Zeitpunkt nicht auf den Ergebnissen gelegen.

Sondern?
Technik und Bewegungsabläufe zu verbessern und diese im Match dann zu trainieren. Das hat sich in der Folge auch bewährt.

Ab April hast du dann ja mehr Turniere bestritten ...
Ja, und da hat's dann eigentlich relativ rasch gut geklappt. In Cardiff hab ich zwar im Achtelfinale gegen Prpic noch Matchbälle ausgelassen, ab der ersten Mai-Woche (Anm.: ATP-Turnier in München) hab ich dann aber schon ziemlich konstante Leistungen gebracht. Ich glaube ich hab sogar bei jedem Turnier außer Mantua mindestens 20 Punkte gemacht.

War München der Wendepunkt?
Auf jeden Fall. Ich hab mir aber immer gedacht, dass ich irgendwann wieder anfangen werde, besser zu spielen. Ich hab dafür ja auch hart gearbeitet ...

... und jetzt ist die Erntezeit dafür gekommen.
Mit Sicherheit. Zeit war's, im Prinzip. Aber es kann halt nicht alles von heute auf morgen gehen.

Seit deinen vier Siegen in München bist du nun Monat für Monat eigentlich der erfolgreichste deiner Trainingsgemeinschaft.
Mag sein, allerdings hat sich da in Düsseldorf mittlerweile einiges verändert: Tomas Behrend ist nicht mehr in unserer Gruppe dabei. Sein Trainer und der von Björn Phau arbeiten nicht mehr zusammen. Ich trainiere also nur noch mit Klaus Langenbach und Björn ...

... bei dem es ja in letzter Zeit überhaupt nicht laufen will: Er hält momentan bei acht Auftaktniederlagen in Folge – und dir geht alles auf. Woran liegt das?
Ich sehe da jetzt keinen Zusammenhang mit mir. So dramatisch ist es beim Björn außerdem auch wieder nicht. Jeder hat seine besseren und schlechteren Phasen – bei ihm ist's wohl derzeit eine schlechtere. Da verliert man halt meist die knappen Matches – wie er etwa jenes in Halle gegen Flo Mayer im Tiebreak des dritten Satzes. Ich freue mich, dass ich gerade eine bessere Phase habe und hoffe, dass es bei ihm so schnell wie möglich wieder bergauf geht.

Ihr harmoniert gut miteinander, oder? Bei den French Open wart ihr ja im Viertelfinale.
Ja, definitiv. Ich würde auch nicht unbedingt mit jemandem spielen wollen, den ich nicht gut kenne. Björn kenne ich jetzt schon lange. Wir sind enge Freunde und harmonieren am Platz perfekt. Für mich ist es im Doppel wichtig, dass ich mich mit meinem Partner gut verstehe, dass ich auch mal über was lachen kann, dass ich weiß, dass er keinen Hals auf mich hat, wenn ich mal nicht so gut spiele. Genau so ist es auch umgekehrt. Darum fühlen wir uns da glaube ich so irrsinnig wohl zusammen und haben dementsprechende Leistungen gebracht.

Im Doppel spielst du schon die ganze Saison sehr stark, zu den Top 50 fehlt nicht mehr viel. Was ist da noch drinnen?
Früher hab ich im Einzel meine Probleme mit dem Selbstvertrauen gehabt, die habe ich im Doppel definitiv nicht. Ich bin vollkommen überzeugt, dass ich da noch viel weiter nach vorne kommen kann.

Wie weit?
Das werden wir sehen, wenn ich mehr bei den großen Turnieren spielen kann. Durch mein Einzel-Ranking habe ich ja viele Challenger bestreiten müssen, die mir im Doppel natürlich nichts mehr bringen.

Schaust du eigentlich auf das Doppel-Ranking oder lässt dich das kalt?
Ich schaue schon drauf, Priorität hat aber für mich immer das Einzel gehabt. Manche beschreiben mich als Doppelspezialisten, aber das sehe ich nicht so - ich bin kein Doppelspezialist. Das Doppel läuft für mich nur nebenbei. Die French Open ausgenommen, kann ich mich auch an kein Turnier erinnern, bei dem ich heuer nur gedoppelt hätte.

Anderes Thema: Du bist jetzt Österreichs Nummer vier in Einzel und Doppel. Trotzdem wurde für die Daviscup-Relegation gegen Mexiko das Quartett Jürgen Melzer, Oliver Marach, Stefan Koubek und Julian Knowle nominiert – du nicht. Schmerzt das?
Ich war schon oft und bin auch immer gern dabei – das weiß man mittlerweile, glaube ich. Aber man muss natürlich sagen, dass die anderen sehr gute Leistungen gebracht haben. Insofern ist es für mich kein Drama, diesmal nicht im Kader zu stehen. Ich kann außerdem nicht sagen, dass es so jetzt ungerecht ist. Ich bin zwar Nummer vier, aber es gibt drei Einzelspieler, die im Ranking vor mir sind, und mit dem Julian noch einen exzellenten Doppelspieler.

Thomas Muster hat seine Entscheidung mit den Worten "Ich habe das stärkste Team nominiert, das uns derzeit zur Verfügung steht" gerechtfertigt. Ist dem so?
Dazu will ich mich nicht groß äußern. Ich glaube, dass ich nur knapp hinter den anderen stehe und sicher zum erweiterten Kreis gehöre. Diesmal sind diese vier Spieler nominiert worden, das hat man zu akzeptieren und respektieren. Und ich habe auch kein Problem damit. Es liegt an mir, dass ich mich wieder ins Team spiele.

Du hast nun diese Woche in Graz erstmals seit der Stadthalle im Vorjahr wieder die Möglichkeit, dich auf der internationalen Tour vor heimischem Publikum zu präsentieren. Was kann man sich von deinen Auftritten in der Steiermark erwarten?
In Österreich zu spielen ist immer etwas Besonderes, ich freu mich sehr darauf. Was man sich erwarten kann, ist schwer zu sagen; ich fühle mich zwar sehr gut, hab aber jetzt die ganze Zeit auf Sand gespielt und muss mich erst auf den Hardcourt umstellen. Aber ich nehme das Turnier natürlich absolut ernst. Es ist für mich eine wichtige Vorbereitung auf die US Open und ich hoffe, dass ich hier dafür Selbstvertrauen sammeln kann. Über die Auslosung kann ich mich mal nicht beklagen.

2004 hast du bei den US Open mit Runde drei deinen größten Karriereerfolg gefeiert. Wie blickst du dem letzten Grand Slam des Jahres heuer entgegen?
Die Form passt, ich fühle mich dort wohl, die Bedingungen kommen mir sehr entgegen – ich rechne mir da schon einiges aus. Es wird natürlich nicht leicht, es gibt dort schließlich genug gute Spieler; aber ich brauche mich vor niemandem verstecken.

Sind Husarenstücke wie vor zwei Jahren auch heuer realistisch?
Es muss das Ziel sein. Ich fliege nicht dorthin und sage: "Ich möchte eine Runde in der Qualifikation weiterkommen." Ich versuche meine besten Leistungen zu bringen und werde auch alles dafür geben. Dann werden wir sehen, was drinnen ist.

Gibt es einen Unterschied zwischen Alex Peya 2004 und heute?
Ich denke schon. Das Jahr dazwischen war ein Seuchenjahr, nach Deutschland zu gehen war dann ein drastischer, aber völlig richtiger Schritt. Ich fühle mich abgeklärter und reifer denn je und habe mich sicher sehr weiterentwickelt.

Klingt vielleicht paradox, aber können Verletzungen dabei helfen, abgebrühter zu werden?
Die erste Verletzung 2004 hat mir sicher nicht geholfen, die zweite im Sommer 2005 schon. Ich hatte endlich Zeit, darüber nachzudenken, was ich wirklich will. Scheint was ganz Gutes rausgekommen zu sein bei meinen Überlegungen ...

... und die Top 100 sind ja nun wieder in greifbarer Nähe.
Ich möchte mich mit dieser Top 100-Sache nicht verrückt machen. Natürlich ist es ein Ziel, aber ich schaue da nicht groß darauf. Ich mache mir da keinen Druck, es bis zu einem gewissen Zeitpunkt geschafft haben zu müssen. Ich schaue, dass ich an mir weiter arbeite, weiter gute Leistungen bringe, und dann kommt das eh von allein.

Bei deiner Saisonbilanz haben wir die klassische Alex-Peya-Frage "Wann fallen die Top 100?" sicherheitshalber ausgelassen. Ist die Frage jetzt wieder erlaubt?
Nein, die lassen wir lieber wieder aus.


Interview: Manuel Wachta




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