Weite Reise für die FedCup-Damen

Sybille Bammer & Co. müssen nach Asien: Japan ist der Gegner von Österreich im Kampf um den Verbleib in der Weltgruppe der besten acht Nationen.

Eine unangenehme Aufgabe erhielten Österreichs Damen bei der am Dienstag um 11 Uhr Ortszeit in London durchgeführten Auslosung zur FedCup-Relegation: Am 15. und 16. Juli steht ein Auswärtsspiel in Japan an, "wahrscheinlich werden wir wie die Schweiz in Tokio auf Hardcourt antreten müssen", mutmaßte Captain Alfred Tesar. Chancen, im Land der aufgehenden Sonne zu bestehen, sieht er zwar, mit dem Los zeigte er sich aber nicht zufrieden: "Viel schlimmer hätte es nicht mehr kommen können! Einmal muss es halt auch uns erwischen."

Japan führt im Head-to-Head
Bereits fünf Mal trafen Japan und Österreich in der FedCup-Geschichte aufeinander. Nur einmal fand das Duell in einem der beiden Länder statt: 1985 gelang den Asiatinnen in Nagoya der dritte und bis dato letzte Erfolg gegen die Österreicherinnen, die in den nächsten zwei Auflagen (1986 in Prag und zuletzt 1990 in der US-Olympiastadt Atlanta) jeweils mit 2:1 die Oberhand behielten.

Größere Dichte ...
Geändert hat sich seit dem letzten Kräftemessen freilich viel: Österreich stehen keine Barbara Paulus und Judith Wiesner mehr zur Verfügung, die Dichte im asiatischen Lager hat hingegen ganz andere Dimensionen angenommen. Vier Japanerinnen befinden sich derzeit in den Top 100 der WTA - bei Österreich nur Sybille Bammer. Zehn Japanerinnen stehen unter den Top 200 - Österreich kann nur Bammer, Yvonne Meusburger und seit kurzem auch Daniela Kix vorweisen.

... und starke Nummer eins
Nicht nur durch die große Spielerinnen-Anzahl vermögen die Japanerinnen zu beeindrucken, sie verfügen mit Ai Sugiyama auch über eine absolute Top-Athletin. Die 38-fache WTA-Titelträgerin und Linz-Siegerin von 2003 ist in Einzel (Career High: Platz acht, aktuell Rang 23) und Doppel (ehemalige Nummer eins der Welt, derzeit Position 17) zur absoluten Weltklasse zu zählen. Davon zeugen bei Grand Slams unter anderem ein Titel im Mixed sowie ein Doppel-Finale. Im Einzel erreichte die 30-Jährige 2000 in Melbourne und 2004 in Wimbledon jeweils das Viertelfinale. Die bestgereihten Japanerinnen nach Sugiyama sind Aiko Nakamura (WTA 62), Akiko Morigami (WTA 79) und Shinobu Asagoe (WTA 91).

Ein Sieg gegen Sugiyama muss her
Ai Sugiyama bringt Österreichs Damen in eine missliche Lage: "Im Doppel werden wir vermutlich keine Chance haben. Das heißt, wir werden gegen Sugiyama zumindest einen Punkt holen müssen", so Tesar. Wem soll der Sieg gegen Japans Nummer eins gelingen? "Sugiyama ist für unsere Damen in Reichweite. Ich erhoffe mir außerdem von Sybille weitere Fortschritte. Wenn sie ihr Spiel komplettiert und ihren unangenehmen Linkshänder-Aufschlag noch besser zur Geltung bringen kann, ist bei ihr vieles möglich." Wichtig sei es, dass "am besten gleich am ersten Tag eine Überraschung gegen Sugiyama gelingt".

Hardcourt als Vorteil?
Den Belag sieht Tesar im Gegensatz zum Los weniger als Übel: "Alle unsere Spielerinnen haben auf Hardcourt schon sehr gute Ergebnisse erzielt. Das kommt uns wohl sogar mehr entgegen als der langsame Sand in Spanien." Auch über die Aufstellung hat sich der amtierende Wiener Hallen-Landesmeister der Senioren 55+ bereits Gedanken gemacht: "Sybille Bammer, Yvonne Meusburger und Tamira Paszek sind fix. Es kann auch sein, dass ich Tamira im Einzel schon am ersten Tag bringen werde."

Mit den Klemenschitsen, Kix, Schwartz ...
Neben dem Trio Bammer, Meusburger, Paszek bezeichnete Tesar die heimische Nummer drei Daniela Kix und auch Dauer-Patientin Barbara Schwartz als "sehr konkrete Optionen". Man muss natürlich die weitere Entwicklung abwarten. Aber in Spanien hat sich für mich gezeigt, dass es nicht gut ist, die Klemenschits-Zwillinge auseinander zu reißen. Wenn ich die beiden nominiere, müssen sie außerdem sehr gute Chancen haben, im Doppel einen Punkt zu landen."

... Klaffner und Hofmanova?
Eine wahre Österreich-Armada dürfte Mitte Juli über Japan einfallen. Denn Tesar kann dem jüngsten Vorschlag von Bammer-Coach Jürgen Waber etwas abgewinnen, die Nachwuchstalente Melanie Klaffner und Niki Hofmanova ins FedCup-Team zu integrieren: "Ich kann mir gut vorstellen, die beiden als Sparringpartnerinnen mitzunehmen." Der Termin unmittelbar nach dem Grand Slam in Wimbledon sollte keine Probleme bereiten: "Ich will unbedingt schon am Wochenende vor dem Spiel gegen Japan anreisen, nur bei Tamira könnte das durch den Juniorinnen-Bewerb zeitlich etwas knapp werden. Es wäre jedenfalls sehr wichtig, schon fünf oder sechs Trainingstage vor Ort zu haben."

Die Relegationsspiele in der Ãœbersicht:
Japan - ÖSTERREICH
Frankreich - Tschechien
China - Deutschland
Kroatien - Russland

mw




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