Mit Sisu fühlt sich Yvonne Meusburger megastark

Jahresbilanzen 2005 - Teil 28: Warum Österreichs Nummer zwei Heikki Raevaara mit Roger Federer vergleicht und es keinen Kampf um die Nummer eins geben wird.

Du hast heuer zwei Challenger-Titel geholt und dein Ziel Top 150 erreicht. Wie bist du mit der Saison 2005 zufrieden?
Mein Ziel ist es, Matches zu gewinnen und viel Spaß haben. Das ist das Wichtigste für mich. Ich folge meiner Linie voll und ganz. Ich hab heuer so vieles dazugelernt, spielerisch, konditionell und mental so viele Schritte nach vor gemacht.

Du hast dich in den letzten Jahren ständig verbessert. Wie hast du das geschafft?
Ich bin unglaublich zielstrebig geworden und gehe immer an meine Grenzen. Vor einiger Zeit hat es einfach Klick gemacht. Wenn ich in ein Turnier reingehÂ’, will ich einfach nur die Matches gewinnen.

Wann hat es Klick gemacht? Gab es da ein Schlüsselerlebnis?
Nein das nicht. Aber seit ich beim Estess-Team trainiere, hab ich mich menschlich und sportlich verändert. Früher bin ich auch manchmal weggegangen, jetzt aber schon seit 2001 nicht mehr. Ich lebe für meinen Beruf, arbeite extrem hart und höre auf meinen Körper.

Was heißt das genau?
Ich habe viel mehr Selbstvertrauen als früher. Ich weiß, ich bin topfit und meine Kondition und Kraft machen bis zum Schluss eines Matches mit. Ich fühl’ mich megastark.

Was ist am Training bei Estess so besonders?
Es herrscht eine unglaubliche Harmonie und Ruhe. Alle denken positiv, das ist genau das, wonach ich im Leben gesucht hab.

Auf deiner Homepage nennst du deinen Trainer Heikki Raevaara neben Pete Sampras, Roger Federer, Andre Agassi und Steffi Graf dein größtes Vorbild. Was macht ihn so herausragend?
Erstens ist er ja auch mein Freund, aber er war auch Tennisspieler. Ich hab ihm schon oft zugeschaut, er hat so einen Kampfgeist, strahlt so positive Energie aus und ist am Platz dennoch ganz ruhig. Er ist Sampras und Federer von der Ausstrahlung so ähnlich, deshalb sind das meine Idole.

Deine prominenten Idole waren, oder sind, ja allesamt die Nummer eins der Welt. Welche Ziele hast du für nächstes Jahr?
Nächstes Jahr will ich unter die Top 100 kommen. Ich bin von meiner Arbeit überzeugt und weiß, dass ich es schaffen kann.

Wo startest du das Unternehmen Top 100?
Nach zwei freien Tagen über Weihnachten bei meiner Familie, flieg’ ich am 27. Dezember zum WTA-Turnier in Auckland. Danach kommt das WTA-Turnier in Canberra und dann die Australian Open. So viel steht schon mal fest.

Dann ist etwas Zeit und im April geht’s mit dem FedCup-Team nach Spanien. Wie schätzt du unsere Chancen ein?
Ich finde, es ist ein super Los. Mit der Rückkehr von Sybille Bammer haben wir auch eine super Chance, dort zu gewinnen. Ich freu’ mich immer total auf den FedCup.

Und heuer gegen Frankreich hast du auch eine super Leistung geboten. War der Sieg gegen Nathalie Dechy das beste Match deiner Karriere?
Das weiß ich nicht. Ich war meganervös, hab aber einfach drauflos gespielt und nicht daran gedacht, dass meine Gegnerin die Nummer 14 der Welt ist. Man sieht, man kann jedes Match gewinnen.

Steigt mit der Rückkehr von Sybille Bammer nicht auch der Konkurrenzkampf? Mit dir, Tamira Paszek und Sybille gibt’s drei Spielerinnen mit Chancen auf einen Einsatz im Einzel.
Nein, Konkurrenzkampf gibt’s gar keinen. Die Sybille ist eine sehr gute Freundin von mir, wir haben auch öfters Kontakt. Sie ist eine Verstärkung, die man gut gebrauchen kann.

Aber bei aller Freundschaft: Den Kampf um Österreichs Nummer eins nimmst du im nächsten Jahr schon wieder auf, oder?
Ich schaue auf mich, es gibt also keinen Kampf um die Nummer eins. Ich persönlich hab im Herbst so gut gespielt wie noch nie zuvor im Leben. Wenn ich weiter so locker und befreit spielen kann und so hart an mir arbeite wie die letzten Jahre, werde ich mich weiter verbessern. Ob ich dann Nummer eins bin oder nicht, wer weiß.

Okay, noch ein anderes Thema: Du hast in Linz gegen die 16-jährige Sesil Karatantcheva verloren. Diese wurde jetzt positiv auf Doping getestet, was sagst du dazu?
Ich find’ das ein bissi komisch. Dadurch, dass wir gemeinsam bei Rennes Meisterschaft gespielt haben, sind wir gute Freundinnen geworden. Dass die jetzt mit 16 schon gedopt war ... Da weiß ich eigentlich gar nicht was ich sagen soll.

Wie siehst du die Entwicklung von Doping im Tennis?
Ich glaube, dass nächstes Jahr noch mehr Spieler getestet und auch gesperrt werden.

Wie oft wird man derzeit kontrolliert?
Beim FedCup immer und je größer die Turniere, desto öfter wird man getestet. Bei 25.000ern eigentlich fast gar nicht mehr.

Noch eine ganz andere Frage: "Sisu" steht auf deiner Homepage bei der Liste deiner Stärken ganz oben. Kannst du kurz erklären, was damit genau gemeint ist?
Das ist ein finnisches Kampfwort, so wie "Come on". Es bedeutet "Feuer" und wird in Finnland von fast jedem verwendet. Ich benutze es, um mich aufzumuntern und anzufeuern.

Der direkte Link zur Activity von Yvonne Meusburger.

Interview: Peter Brandhofer




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