"Sybilles Rückkehr kann nur gut sein"

Jahresbilanzen 2005 - Teil 20: Daniela und Sandra Klemenschits wollen 2006 den Sprung unter die Top 50 schaffen.

Voriges Jahr habt ihr in der Jahresbilanz gesagt, dass ihr hofft, es heuer unter die Top 100 zu schaffen. Auf 95 wart ihr, im Moment liegt ihr als 103. knapp darüber. Ziel trotzdem erreicht, oder?
Sandra: Ja, wir sind damit eigentlich zufrieden. Vor allem hat uns die Krankheit am Ende der Saison deutlich geschwächt. Da wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen.

Du meinst den Virus ...
Sandra: Ja, genau. In Thailand Mitte Oktober ist es losgegangen, Daniela hat es dann ein bis zwei Tage nach mir bekommen. Die Ärzte haben uns damals schon prophezeit, dass es eine Weile dauern wird, das wegzubekommen. Und tatsächlich sind wir erst seit Kurzem wieder gesund. Im Nachhinein gesehen hätten wir somit auch wohl das Turnier in Valasske Mezirici letzte Woche auslassen sollen.

Nicht nur eure Tennis-Karriere verläuft parallel, auch krank werdet ihr gemeinsam ...
Daniela: Es ist schwierig, zu verhindern, dass wir immer zugleich krank werden. Schließlich sind wir andauernd zusammen unterwegs, essen das Gleiche und so weiter.

Die Erkrankung ist die Erklärung der zuletzt sieben Auftaktniederlagen in Folge?
Daniela: Absolut. Dabei hat es in Linz so ausgesehen, als hätten wir alles überstanden, danach hatten wir aber wieder einen Rückfall.

Wieder beide?
Daniela: Ja, wieder beide. Wäre die Krankheit nicht gewesen, würden wir jetzt vielleicht schon unter den Top 60 oder Top 70 stehen.

Gibt’s Momente aus diesem Jahr, wo ihr sagt: Da hätten wir mehr daraus machen können?
Sandra: Sicher, die gibt’s immer. Ich erinnere mich speziell an das Match in Luxemburg, wo wir gegen Safina/Medina-Garrigues im dritten Satz knapp verloren haben. Oder an Portoroz: Das 3:6, 4:6 gegen Beygelzimer/Husarova wäre vermeidbar gewesen. Da waren wir beide Male ganz knapp dran.

Im letzten Jahr habt ihr uns gesagt, dass die Top 50 das ultimative Ziel von euch sind. Müsstet ihr das Ziel nicht eigentlich schon höher stecken?
Sandra/Daniela: Unser Ziel für’s Jahr 2006 sind natürlich die Top 50. Aber vorrangig wollen wir einfach gutes Tennis spielen.

Ein Höhepunkt in diesem Jahr war wohl der FedCup – ein Traum von euch ist in Erfüllung gegangen. War's wirklich traumhaft?
Daniela: Es war genau so, wie wir uns das vorgestellt haben, wirklich ein Traum. Im Speziellen auch aufgrund der super Stimmung, die im Team geherrscht hat. Wir verstehen uns alle sehr gut, da spielt es sich natürlich auch gleich leichter. Die tolle Betreuung dabei darf man auch nicht vergessen …

Habt ihr mehr Druck verspürt, als wenn ihr nur für euch kämpft?
Sandra: Es ist natürlich so, dass du beim FedCup nicht nur für dich selber, sondern für dein Heimatland spielst. Das ist auf der einen Seite ein wirklich schönes Gefühl, aber auf der anderen Seite bedeutet das natürlich auch etwas mehr Druck als sonst.

Wart ihr mit euren eigenen Leistungen zufrieden?
Sandra: Alles in allem ja. Wobei wir die Partie gegen Frankreich auch sicher gewinnen hätten können, da war schon was drinnen. An der Leistung gegen die Schweiz gibt’s natürlich nichts auszusetzen.

Wie blickt ihr dem Duell gegen Spanien entgegen – als Team und als Doppel?
Daniela: Wir sind ein sehr junges Team, haben aber eine tolle Mannschaft. Ich traue uns gegen Spanien daher wie auch schon einige Male zuvor eine Ãœberraschung zu.

Im Doppel wird's wahrscheinlich am schwersten, da wäre ein Punkt eine echte Sensation: Virginia Ruano-Pascual steht auf WTA-Platz 4, hat 34 Doppel-Titel auf der WTA-Tour geholt, seit 2001 mindestens ein Grand Slam-Turnier pro Jahr.
Daniela: Ruano-Pascual wird, wie's aussieht, wahrscheinlich mit Medina-Garrigues spielen, die auch in den Top 20 steht. Aber auch im Doppel ist alles möglich.

Was macht eigentlich eine Virginia Ruano-Pascual so gut? Kann man von ihr etwas lernen, wenn man gegen sie spielt?
Sandra: Sie ist ganz einfach schon einige Jahre älter und hat deswegen deutlich mehr Erfahrung als wir. Von einer Spielerin wie ihr kann man sicher viel lernen.

Auch spielerisch?
Daniela: Natürlich. Sie hat das, was im Doppel ganz wichtig ist: Eine gute Hand und ein super Auge - die weiß in jeder Situation ganz genau, wo der Ball hingehört.

Wie habt ihr eigentlich die Nachricht von einer möglichen Rückkehr von Sybille Bammer ins FedCup-Team aufgenommen?
Sandra: Wenn die Sybille als österreichische Nummer eins zurückkehrt, dann kann das für die Mannschaft und für Österreich nur gut sein.

Auch wenn es bedeuten könnte, dass ihr nicht mehr beide im Team steht? Denn nominiert können nur vier Spielerinnen werden – und Bammer, Paszek, Meusburger scheinen wohl fix …
Daniela: Ich spiele liebend gerne mit Sandra gemeinsam, ebenso im FedCup. Aber wenn der Fall eintreten sollte, dann würde ich das natürlich akzeptieren, da steht die Mannschaft absolut im Vordergrund.

Im Einzel hat es ja heuer nicht wirklich gut geklappt – mit einer Ausnahme: Sandras Turniersieg in Dubai. Abgesehen davon habt ihr zusammen nur acht Starts gehabt. Wie soll’s im Einzel in Zukunft weitergehen?
Sandra: Wir haben da beide eigentlich den gleichen Plan: Wenn es im nächsten Jahr im Doppel gut läuft, werden wir weiterhin versuchen, hin und wieder auch Einzel zu spielen, obwohl die Priorität sicher beim Doppel liegt.

Wird es dann nicht immer schwieriger, im Einzel überhaupt in den Bewerb zu kommen, wenn ihr im Doppel immer höherrangigere Turniere spielt?
Sandra: Das stimmt natürlich. Aber ab und zu wird sich die Möglichkeit sicher bieten, vielleicht geht sich auch die eine oder andere Wildcard einmal aus.

Trainiert ihr fürs Doppel anders? Es gibt ja den Spruch: „Das Doppel ist das beste Training fürs Einzel“ …
Daniela: Es gibt im Training natürlich schon Unterschiede. Wir trainieren schon wesentlich offensiver, weil wir im Doppel sehr von unserer Netzarbeit profitieren. Im Einzel fehlt uns natürlich die Match-Praxis.

Ihr habt 2004 nach eigenen Angaben „ordentlich Minus“ gemacht. Wie schaut es heuer aus?
Sandra: Leider nicht anders. Leider wird das Doppel nicht so gut bezahlt wie das Einzel, die Ausgaben sind aber natürlich die gleichen. Das Problem ist, dass uns einfach ein Sponsor fehlt. Aber wir haben so viel Spaß am Spiel, dass wir das schon irgendwie schaukeln.

Wie weit nach vorne muss man kommen, damit es finanziell Sinn macht?
Sandra: Sinn macht es ganz klar ab den Grand Slams, vorher ist es sehr, sehr schwierig.

Apropos Grand Slams: Da hat es dieses Jahr in Wimbledon auf kuriose Weise nicht mit der ersten Teilnahme geklappt. Sind diese Turniere ein weiteres großes Ziel für 2006?
Daniela: Auf jeden Fall. Durch das neue System, wo das Single-Ranking stärker beachtet wird, wurde es uns natürlich wesentlich schwerer gemacht. Wären wir in Wimbledon hineingekommen, wäre für uns alles viel einfacher geworden, auch im Hinblick auf die anderen Grand Slams.

Erwin Enzinger, der Bespanner des FedCup-Teams, hat euch zuletzt ja zu einem Turnier begleitet. Ist er euer Betreuer? Mentor? Berater? Coach?
Daniela/Sandra: Ihn haben wir durch den FedCup kennen gelernt, dadurch sind wir auch öfters in Kontakt. Der Erwin ist einfach ein super Typ, ein guter Freund.

Eine Abschlussfrage: Man hört, ihr probiert in letzter Zeit viel mit Prince-Rackets herum, greift aber trotzdem immer wieder zu euren gewohnten Sportastic-Schlägern zurück. Welchen Grund hat das?
Sandra: Es ist nicht so, dass wir nur Prince probieren. Wir testen derzeit mehrere Schläger, wir wollen etwas Neues versuchen. Bei den Rackets geht die Entwicklung weiter, da muss man einfach dran bleiben. Fix ist da aber noch nichts.

Der direkte Link zu den Activities von Daniela und Sandra Klemenschits.

Interview: Andi Pernsteiner




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