... der beste Alex Peya, den es je gab

Jahresbilanzen 2005 - Teil 13: 2005 wollte Alex Peya seine Karriere beenden. Für 2006 hat sich der 25-jährige Wiener aber besonders viel vorgenommen.

Alex, du hast in China erstmals seit März 2003 wieder Futures bestritten. Zweimal Semifinale hat rausgeschaut – hast du dir das leichter vorgestellt?
Nein, es gibt genug gute Spieler. Es war mir schon vorher klar, dass es nicht leicht wird.

War das nicht irgendwo ein Tiefpunkt für dich, wieder Futures zu spielen?
Ich hab die Futures nur bestritten, weil ich in der Nähe war und mit einem Freund, dem Lars Übel, ausgemacht habe, dass wir dort noch spielen. Danach bin ich gleich auf die Philippinen geflogen und hab Urlaub gemacht.

Man hört oft von Spielern, die schon einmal weiter vorne waren, dass die Motivation bei Futures doch deutlich niedriger sein soll. Stimmt das?
Natürlich hat es mir mehr Spaß gemacht, als ich bei den US Open im Vorjahr in der dritten Runde gespielt habe. Es ist ganz anders bei Futures. Es fängt damit an, dass man keine neuen Trainingsbälle bekommt oder man im Match bis zu 13 Games lang mit denselben Bällen spielt – das macht einen Unterschied.

Bis August hast du nur drei von 19 Matches gewonnen. Wieso ist es so gar nicht gelaufen? Alles Spätfolgen deiner Verletzung von Ende Oktober 2004?
Auf die Verletzung rede ich mich nicht aus, auch wenn sie indirekte Folgen hatte. Vor der Verletzung war ich auf dem Höhepunkt, hab auch bei den großen Turnieren gut gespielt. Als ich dann erst Ende Jänner in die Saison eingestiegen bin, hab ich mir wohl zu schnell zuviel erwartet.

Wie waren denn die ersten Matches deines Comebacks?
Die ersten zwei waren eigentlich recht gut – trotzdem hab ich sie in drei Sätzen verloren. Irgendwie hat dann alles seinen Lauf genommen: Ich habe an mir zu zweifeln begonnen, mit dem Selbstvertrauen ist's bergab gegangen. Und irgendwann hatte ich dann das Gefühl, überhaupt nicht mehr Tennis spielen zu können.

... und das zehrt dann natürlich an der Motivation.
Die Motivation war im Keller – klar, wenn man kein Match gewinnt. Eine Weile hab ich sogar damit spekuliert aufzuhören.

Wie hast du die Lust wieder gefunden?
Ich habe mich von meinem Coach Peter Moshamer getrennt – einer der schwierigsten Schritte überhaupt, weil ich uns immer als Einheit, als echtes Team, gesehen habe. Er war für mich nicht nur ein Trainer. Das ging nicht so locker auf die Art "nehm' ich mir halt einen anderen Trainer." Trotzdem war es im Nachhinein gesehen wohl die richtige Entscheidung.

Was war der Grund für die Trennung?
Ich hatte in der Phase das Gefühl, es kann mir keiner helfen, ich muss mit allem selbst fertig werden. Daher hab ich mich dazu entschlossen, eine Weile alleine auf Tour zu fahren – um zu schauen, ob ich wieder den Biss kriege, wie es ausschaut mit weniger Druck und geringeren Ausgaben. Und ich bin es dann auch wirklich viel lockerer angegangen.

Das Viertelfinale beim Segovia-Challenger war der erste Schritt aus der Krise. Warum ist es da so viel besser gelaufen?
Im ersten Training nach der Trennung vom Peter bin ich umgeknickt und hab mir ein Band im rechten Fuß gerissen. Ich musste zwei Wochen pausieren und hatte endlich Zeit, mir mal meine Gedanken zu machen. So gesehen war das vielleicht sogar ein recht günstiger Zeitpunkt – wenn es so einen bei einer Verletzung überhaupt gibt. Valladolid und Segovia waren dann die ersten Turniere, bei denen ich alleine unterwegs war und nur meine Freundin mithatte, und auch nur deswegen, weil sie gerade im Urlaub war. Dort war ich einfach nicht mehr verkrampft, sondern richtig entspannt, was mir in den Wochen davor gefehlt hat. In der US Open-Quali und in Donetsk hab ich dann auch meist die Matches gewonnen, die ich vorher knapp verloren habe.

Ein Mann hat dich ab August einen ganzen Haufen Punkte und damit viele ATP-Ränge gekostet: Lukasz Kubot. Du hast gegen ihn dreimal in relativ kurzer Zeit den Kürzeren gezogen. Wie gibt's das, dass man gegen einen Spieler vergleichbaren Niveaus so regelmäßig abbeißt? Zufall?
Zufall sicher nicht. Das liegt sehr an seiner Spielweise. Er serviert gut, hat eine starke Rückhand, da kann ich ihn schwer attackieren. Gegen manche Spieler spielt man einfach nicht gerne - so wie ich gegen ihn.

Du bist jetzt Nummer sieben Österreichs im Einzel und Nummer drei im Doppel. Rechnest du trotzdem mit einem Einsatz im Daviscup?
Jeder weiß, wie gern ich beim Daviscup dabei bin. Es war für mich bisher jedes Mal ein Highlight, egal ob ich gespielt habe oder nicht. Mir taugt dieser Teamgeist, der Einsatz fürs eigene Land. Die Entscheidung liegt zwar nicht bei mir, aber ich mache mir natürlich schon Hoffnungen. Bis zum Duell mit Kroatien habe ich wohl noch ein paar Turniere um aufzuzeigen.

Haben Knowle/Melzer Knowle/Peya schon abgelöst?
Hat es Knowle/Peya je gegeben? Wir haben halt beim Daviscup ein paar Mal miteinander gespielt. Julian und Jürgen spielen das ganze Jahr miteinander und sind derzeit eine Klasse für sich, ihre Erfolge auf der Tour sagen alles. Derzeit sind die beiden im Doppel vermutlich gesetzt. Trotzdem war es im Daviscup oft so, dass wir die Möglichkeit hatten, mit mir und dem Juli den Jürgen zu schonen. Gegen Großbritannien war das zum Beispiel wohl einer der Schlüssel zum Erfolg.

Alex, du bist jetzt 25, wartest noch auf den großen Durchbruch. Rennt dir die Zeit davon? Setzt du dir irgendwelche Limits?
Nein. Aber wenn ich in einem Jahr noch immer um 300 stünde, dann würde ich mir langsam Gedanken machen. Die habe ich mir natürlich auch heuer schon gemacht. Aber ich glaube, ich bin jetzt abgebrühter denn je, ich fühle mich momentan sehr wohl und will's definitiv noch mal so richtig wissen. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mein Ziel ist, wieder in die Top 250 oder Top 200 zu kommen. Mein Ziel kann nur Top 100 lauten.

Wie weit kannst du deiner Meinung nach kommen?
Ich werde jetzt kein anderes Ziel nennen, solange ich die Top 100 nicht erreicht habe. Es wäre in meiner derzeitigen Situation utopisch zu sagen "Ich hab sicher Top 30-Potenzial."

Im Doppel stehst du bereits in den Top 100 und hast zuletzt den hoch dotierten Seoul-Challenger gewonnen. Kommt eine Spezialisierung in Frage?
Hätte ich mich aufs Doppel spezialisiert, würde ich wahrscheinlich nicht nur auf Rang 98 oder so stehen. Dennoch spiele ich Doppel weiterhin nur nebenbei. Ich spiele einfach zu gerne Einzel.

Und wenn sich der Erfolg im Einzel nicht einstellen sollte?
Dann wäre es vielleicht eine Option. Aber darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.

Themenwechsel: Wenige Tage vorm Stadthallen-Turnier hast du dich einer Trainingsgemeinschaft mit Björn Phau und Tomas Behrend in Düsseldorf angeschlossen – die richtige Entscheidung?
Die vollkommen richtige. Ich hab tagein tagaus in der Südstadt trainiert und eine neue Motivation, einen Wechsel und ein neues Umfeld gebraucht. Der Björn ist ein guter Freund von mir. Ich hab über ihn mehr oder weniger zufällig den Kontakt zu seinem Trainer hergestellt und mir das ganze mal angeschaut. Und dort ist richtig was im Entstehen.

Wie läuft das Training?
Derzeit legen wir das Hauptaugenmerk noch sehr auf Kraft und Ausdauer, da hab ich noch Reserven. Dadurch, dass Australien zu Beginn des Jahres aufgrund meines Rankings keine Rolle für mich spielt, kann und werde ich mir mehr Zeit dafür nehmen, fitter zu werden. Tennis spiele ich momentan nur einmal am Tag zwei Stunden – und das auch nur zum Schlägertesten.

Die Australian Open sind kein Thema für dich?
Definitiv nicht. Dazu habe ich mich schon bei den Futures in China entschlossen, selbst wenn ich eine kleine Chance hätte, in die Quali zu rutschen. Das will ich nicht riskieren. Für mich ist es wichtiger, hier in Düsseldorf weiter zu trainieren, das bringt mich weiter.

Wie sehr macht dir dein derzeitiges Ranking das Leben schwer?
Ich kann mir jetzt nicht alles aussuchen, aber ich hab's mir schließlich selber zuzuschreiben: Es ist eine logische Konsequenz, dass ich wieder ein paar Futures und Challenger-Qualis spielen muss. Mir hat ja niemand die Punkte weggenommen, sondern ich hab sie nicht gemacht.

Das Saisonende lässt für 2006 viel versprechen. Die klassische Alex Peya-Frage "Wann fallen die Top 100?" lassen wir diesmal trotzdem aus, aber was nimmst du dir für nächstes Jahr konkret vor?
Ich will die besten Leistungen bringen, die ich je gebracht habe.

Der direkte Link zur Activity von Alexander Peya.

Interview: Manuel Wachta




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