Jungmutter, Top 100-Spielerin, Nummer eins: Sybilles Jahr des Durchbruchs

Die Nominierten 2005 - Teil 6 Sybille Bammer wurde zur klaren Nummer eins Österreichs, schaffte den Sprung unter die besten 80 Spielerinnen der Welt und sorgte beim Heimturnier in Linz für Furore.

"Ich habe auf alle Fälle Potenzial für die Top 100. Wenn ich gesund bleibe, werde ich es auf jeden Fall schaffen", meinte eine sehr zuversichtliche Sybille Bammer in der Jahresbilanz 2004 auf tennisweb.at. Seither ist ein Jahr vergangen - das erfolgreichste in der bisherigen Karriere der Oberösterreicherin. Heute scheint die 25-Jährige nach zwei Challenger-Turniersiegen und ebenso vielen Vorstößen unter die letzten Acht eines WTA-Turniers bereits auf Position 78 der Weltrangliste auf und ist die unangefochtene Nummer eins Österreichs.

Von 188 auf 78 in nur zehn Monaten
Wer hätte der noch im Februar auf Position 188 geführten Linkshänderin die Leistungsexplosion in ihrem bereits neunten Profijahr zugetraut? Mit dem grandiosen Viertelfinal-Einzug bei den Generali-Ladies in ihrer Geburtsstadt Linz setzte sie ihr persönliches Highlight erst vor genau einem Monat, als sie nach Siegen über Virginie Razzano und Vera Douchevina gegen die spätere Turniersiegerin und Masters-Teilnehmerin Nadia Petrova bereits mit Break im Entscheidungssatz vor lag, ehe sich dennoch geschlagen geben musste. "Ich habe gesehen, dass ich jetzt auch mit dem Tempo der Top-Spielerinnen mitgehen kann und blicke deshalb sehr zuversichtlich in die Zukunft", meinte sie im Anschluss an ihren bislang größten internationalen Auftritt.

New Yorker Marathon
Hauptverantwortlich für den derzeitigen 78. Weltranglistenplatz ist eine furiose Siegesserie, die beim 25.000 Dollar-Turnier im italienischen Fontanafredda ihren Beginn nahm: Ohne Satzverlust sicherte sie sich den Titel und ließ nach zwei weiteren Semis den Turniersieg in der New Yorker Bronx folgen. Dank diesem schien sie am 22. August erstmals unter den Top 100 der WTA auf. Der nächste Höhepunkt folgte bereits wenige Tage später, als sich die seit heuer von Jürgen Waber betreute dreifache Staatsmeisterin (1998, 2000, 2002) erstmals für einen Hauptbewerb bei einem Grand Slam-Turnier qualifizieren konnte, und dabei von der Slowakin Martina Sucha, nach drei Stunden Spielzeit und von Krämpfen geplagt, nur hauchdünn mit 6:4, 4:6, 5:7 in der ersten US Open-Runde geschlagen geben musste. Bilanz des diesjährigen Sommers: 25 Siege bei nur fünf Niederlagen!

Mit geborgtem Schläger ins erste Viertelfinale
Im September erstmals direkt für einen Hauptbewerb qualifiziert, erreichte sie auf Anhieb die Runde der letzten Acht des 170.000 Dollar-Events in Indiens Millionenstadt Kalkutta. Ihre Auftaktpartie gegen Nicole Pratt wird sie aber nicht nur deshalb in Erinnerung behalten. Denn ihre gesamte Tennisausrüstung blieb auf dem Londoner Flughafen liegen. "Ich borgte mir ein Racket von Shikha Uberoi aus und kaufte mir ein paar Klamotten und Schuhe. Im Match bot ich dann eine Weltklasseleistung, meine Gegnerin hatte nicht den Funken einer Chance", berichtete Sybille in einer Mail an tennisweb.at. Nach einem weiteren Sieg gegen Maria-Elena Camerin machte die derzeit viertbeste Linkshänderin der Welt ihr erstes Viertelfinale bei einem WTA-Turnier perfekt, und verpasste nach einer Niederlage gegen die Estin Kaia Kanepi ein Duell mit Anastasia Myskina nur knapp.

Gelingt erneut eine Steigerung?
Im kommenden Jahr möchte die weltbeste Mutter im Tenniszirkus (Lindsay Lee-Waters hat ebenfalls eine vierjährige Tochter, liegt aber 63 Ränge hinter Bammer auf Platz 141) den Einzug unter die besten 50 der Welt schaffen. "Ich setze mir nur realistische Ziele, und ich denke dass die Top 50 durchaus auch realistisch sind", meinte eine auch für 2006 optimistische Sybille Bammer am Rande des Generali-Ladies.

mm




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