Schritt für Schritt ... für Schritt ... für Schritt

Die Nominierten 2005 - Teil 4: Dem Erfolgsgespann Tamira Paszek/Ariff Mohamed gelang heuer der Durchbruch.

Anfang 2005 bog das österreichische Damentennis in einen tiefschwarzen Tunnel ein. Nach vielen glanzvollen Jahren bestritt Barbara Schett in Down Under ihre Abschiedstour, Patricia Wartusch hatte bereits zwei Monate davor beim FedCup-Final Four in Moskau ihre Karriere beendet. Dazu spielte sich mit Barbara Schwartz die größte Hoffnungsträgerin wie bereits in den Jahren davor von Blessur zu Blessur. Doch schon knapp nach Schetts Abtritt tauchte Ende Jänner mit Tamira Paszek weit früher als erwartet schon wieder Licht am Ende des Tunnels auf. Die erst 14-jährige Dornbirnerin machte in Melbourne mit einem Sieg über die damalige WTA-Nummer 288 Olga Savchuk erstmals auf sich aufmerksam – nur der Beginn einer sensationellen Saison.

Katastrophales, großartiges Profi-Debüt
Auf ITF-Ebene holte sie sich in Cap D'Ail und St. Pölten ihre ersten Turniersiege, dazu spielte sie sich beim Junioren-Grand Slam in Wimbledon bis ins Endspiel. 2005 war auch das Jahr des Einstiegs in die WTA-Tour: Drei Turniere bestritt Paszek bei den "Großen", auch dort stellten sich sofort Erfolge ein. Beim ersten Start in Athen erreichte sie gleich ihr erstes Future-Semifinale - wie sie ihre Leistung beurteile? "Katastrophal", sagte sie. Besser machte sie es im September bei ihrem ersten Challenger in Sofia, den sie aus der Quali kommend sensationell für sich entscheiden konnte – da war sogar Tamira kurz mit ihrer Leistung zufrieden.

Top 20-Schnuppern
Die vorläufigen Grenzen wurden Paszek erst von den ganz Großen gezeigt: Zunächst beim FedCup Ende April, als sie gegen die damalige WTA-Nummer 15 Nathalie Dechy bereits mit 5:2 führte, um am Ende knapp in zwei Sätzen zu unterliegen. Beim Duell gegen die Schweiz im Juli krönte sich Paszek mit zwei Siegen zum Matchwinner. Beim WTA-Event in Linz schaffte sie schließlich als zweite Spielerin in der Geschichte der WTA-Tour nach Langzeit-Nummer eins Martina Hingis unklassiert den Einzug in Runde zwei, wo sie Top 20-Frau Ana Ivanovic ordentlich fordern konnte.

"Step by Step" als Schlagwort
Im Gespräch wirkt Paszek eher zurückhaltend, "Step by Step" will sie ihren Weg gehen - eine Standardformulierung des Shooting Stars. Gründe für ihren enormen Aufstieg findet jedoch beispielsweise Staatsmeisterin Nicole Remis schnell: "Ihr Vorteil scheint ihre frühe Entwicklung zu sein. Außerdem hat sie diesen starken Vater, der im Hintergrund enorm gut arbeitet."

Globetrotting mit Zielbahnhof Österreich
Tatsächlich hält Vater Ariff Mohamed in Sachen Tamira Paszek die Fäden fest und außerordentlich bedacht in der Hand. Wirft man einen Blick auf die Biographie Mohameds, darf der Weg nach Österreich wohl unter die Kategorie "Glückstreffer" eingeordnet werden. Geboren in Tansania, wuchs Mohamed im benachbarten Kenia auf. Auf seine spätere Frau Francoise Paszek, die übrigens in Valparaiso (Chile) geboren wurde, traf der nunmehrige kanadische Staatsbürger bei einem Urlaub in Mombasa. Die Österreich-Connection entstand erst durch Tamiras Großmutter - die stammt glücklicherweise aus Dornbirn.

Frisch gebackener Geheim-Plan
Nun ist Mohamed jedenfalls immer an der Seite seiner talentierten Tochter zu finden - egal ob am Trainingsplatz oder beim Fernseh-Interview. Auch die Turnierplanung erledigt der Tennis-Vater, Auskünfte darüber gibt es von Tamira nur recht selten: "Wir wissen es beide; und das reicht." Zumindest ein ungefähres Rahmenprogramm holte der Sprössling des gelernten Bäckers und Konditors aus dem Ofen: "Ich werde nächstes Jahr zwei größere WTA-Turniere spielen und acht kleinere. Außerdem möchte ich bei allen Junioren-Grand-Slams teilnehmen." Dann wird die ab 6. Dezember 15-Jährige die Chance haben, ihrer Erfolgsgeschichte neue Kapitel hinzuzufügen und ihr aktuelles Ranking von 365 weiter in Richtung Top 100 zu verbessern. Das Licht am Ende des österreichischen Damentennis-Tunnels scheint jedenfalls bereits jetzt wieder hell zu leuchten.

ap




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