Nicole Remis: Turniervorbereitung einmal anders

Staatsmeisterin Nicole Remis wird mit einer Qualifikations-Wildcard beim Generali Ladies Linz starten. Bei der BA-CA Tennistrophy in Wien bereitete sie sich auf unkonventionelle Weise auf ihren Saisonhöhepunkt vor.

Nicole, du hast bei der BA-CA Tennistrophy im Pressezentrum gearbeitet. Was hat dich dorthin geführt?
Eine Freundin von mir - sie hat die Arbeit hier bisher gemacht - hat mich gefragt, ob ich Zeit und Lust habe, hier im Pressezentrum zu arbeiten. Und ich hab zugesagt.

Was waren deine Aufgaben?
Ich hab teilweise die Presseaussendungen geschrieben und sie an die Zeitungen geschickt, hab für die Journalisten recherchiert und mit den ATP-Verantwortlichen zusammengearbeitet.

Hast du so was zum ersten Mal gemacht?
Nein, ich hab schon für Ronnie Leitgeb in der Players Lounge in St. Pölten gearbeitet. Und bei der Tennis und Golf WM in Kärnten.

Klingt interessant. Was qualifiziert dich für solche Jobs?
Ich hab die HAK-Matura gemacht. Und ich kann gut mit Menschen umgehen.

Und macht's Spaß?
Es war nett, da einmal reinzuschnuppern.

Also hast du den Tennisschläger nicht gegen die Tastatur getauscht?
Nein, gar nicht. Die Jobs haben sich so ergeben. Ich trainiere nach wie vor. Ich hab zwar in der letzten Woche nur drei Mal Tennis gespielt, war aber laufen und hab meine Ãœbungen gemacht.

Spielst du denn in Linz? Als Staatsmeisterin hast du ja eine Wildcard bekommen ...
Ja, ich werde meine Qualifikations-Wildcard einlösen.

Ist das nicht zu wenig Training für das größte Turnier deiner Saison?
Es ist schwer, sich auf so ein Turnier vorzubereiten. Oft hilft die beste Vorbereitung da nichts.

Nicole Remis in (noch) ungewohnter Umgebung.
Wie wichtig ist dir Linz? Immerhin hast du seit Februar nicht mehr international gespielt ...
Linz ist mir sehr wichtig. Da werde ich bekannt geben, wie es bei mir weitergeht.

Welche Möglichkeiten gibt es?
Vielleicht wechsle ich in den Trainer-Bereich, oder ich versuche mich weiter als Profi. Aber ich könnte auch etwas ganz anderes machen.

Wozu tendierst du?
Ich weiß es wirklich nicht. Ich hab mir aber vorgenommen, nach Linz eine Entscheidung zu treffen.

Und dabei kommt's auch darauf an, wie du abschneidest?
Ja. Aber ich leb natürlich nicht einfach so in den Tag hinein, ich hab schon einige Angebote, aber es ist noch zu früh, darüber zu reden.

Warum hast du dich entschieden, heuer keine internationalen Turniere mehr zu spielen?
Ich hab meine Trainingsleistungen nicht im Match umgesetzt. Und dann macht's finanziell wenig Sinn zu touren.

Du warst vor zwei Jahren auf WTA-Platz 283 - wo beginnt's denn, Sinn zu machen?
Ob du auf 200 oder auf 800 stehst, ist finanziell egal, da schaut so und so nichts raus. Und wenn du die Trainingsleistungen nicht im Match umsetzen kannst, dann ändert sich daran auch nichts.

Auf der nationalen Tour lief es dann aber ganz gut. Neun nationale Titel hast du geholt, darunter der Staatsmeistertitel. War das finanziell dein bestes Jahr?
Ja, definitiv.

Also in Linz fällt die Entscheidung über deine Zukunft. Was rechnest du dir für das Turnier aus?
Ich geh rein und spiel' mein bestes Tennis. Ich denke, dass mit der Lockerheit, die ich inzwischen habe, einiges möglich ist.

Wieso erst jetzt? Würdest du sagen, dass du bisher etwas falsch gemacht hast?
Mein Problem war, dass ich am Beginn meiner Karriere ohne Betreuung zu den Turnieren gefahren bin. Das würde ich jetzt anders machen.

Interview: Peter Robic




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