Sybille Bammer: Mit der Kraft der Familie

Sybille Bammer im Interview. Ãœber Training, Familie, die Top 100 und das FedCup-Team.

Nach deiner tollen USA-Tournee hast du die Monatswahl zum tele.ring Tennis Award presented by tennisweb.at gewonnen. Was bedeutet dir der Erfolg?
Es ist schön, so einen Preis zu gewinnen, ich hab mich irrsinnig gefreut. Ich hab ja kein einziges Mal für mich selber gestimmt, umso wertvoller ist der Sieg für mich.

Du hast zwei Semis bei 50.000 Dollar-Events erreicht, deinen ersten WTA-Hauptbewerbssieg gefeiert - wieso lief's in den USA so gut?
Ich trainiere seit den French Open nicht mehr mit Thomas Kargl, hab mein Training leicht umgestellt. Ich hab viel Angriff und Volley trainiert - das kam mir zugute.

Wieso arbeitest du nicht mehr mit Thomas zusammen?
Es hat einfach nicht mehr gepasst, ich bin nicht mehr so gern zum Training gefahren. Und dann macht das wenig Sinn.

Wer ist dein neuer Coach?
Derzeit trainier' ich mit meinem Freund Christoph. Jetzt zwischen den Turnier- und Sparringmatches ist das eine gute Übergangslösung, bis zum Winter möchte ich dann aber etwas Fixes haben.

Vielleicht beim Oberösterreichischen Verband?
Ich hab Ende letzten Jahres mit dem OÖTV-Präsidenten gesprochen, ob mich die Trainer bei den Grand Slam-Turnieren mitbetreuen können, das hat super funktioniert. Training beim OÖTV war nie ein Thema. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit dem OÖTV, spiele Sparring mit den Burschen dort, und das ist eigentlich perfekt. Vielleicht ergibt sich ja etwas.

Zurück zur USA-Tournee. Du hast in Cincinnati ja deinen ersten Sieg in einem WTA-Hauptbewerb eingefahren. Wie war das?
Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen. Ich war irrsinnig nervös, und Benesova hatte bei 5:4 im ersten Satz sogar Satzball.

Und dann?
Ich hab den mit einem Vorhand-Longline-Winner abgewehrt, das Break geholt und dann 7:5, 6:3 gewonnen.

Deine Ergebnisse haben dich bis knapp an die Top 100 gebracht, derzeit stehst du auf Position 103. Weißt du, wie viele Punkte dir auf die magische Marke fehlen?
Ich hab gar nicht genau geschaut. Ich hab heuer noch Punkte in New Haven und bei der US Open-Quali zu verteidigen, aber ich bin zuversichtlich, dass es mit den Top 100 heuer klappt.

Was würde der Einzug in die Top 100 ändern?
Finanziell würde sich einiges ändern. Ich wäre fix bei den Grand Slam-Turnieren im Hauptbewerb. Das heißt, es gäbe 40.000 Euro fix im Jahr - 10.000 pro Turnier. Und das ohne einen einzigen Sieg. Damit hätte ich die Jahresausgaben praktisch abgedeckt.

Wann und wo treibst du den Top 100-Einzug voran?
Am Sonntag geht's in die USA zum Bronx-Challenger und eventuell zum WTA-Event nach New Haven. Danach stehen die US Open am Programm. Und danach geh' ich auf Asien-Tour.

Deine Ziele?
Mehr Punkte als letztes Jahr sammeln.

Deine Familie, also dein Freund und deine Tochter, begleiten dich ja praktisch überall hin. Wie wichtig ist dir das?
Sie sind enorm wichtig für mich. Auch wenn's manchmal schwer ist, wenn Tina krank ist zum Beispiel.

Wie kriegst du diese Doppelbelastung unter einen Hut?
Es ist keine Belastung für mich. Christoph und Tina geben mir so viel Kraft, es ist schön, dass ich schon eine Familie habe. Und mit den beiden stehe ich ja auch besser im Ranking als je zuvor, ich bin mental stärker.

Gibt's einen Grund, warum du mit Christoph nicht verheiratet bist?
Eine Hochzeit braucht Zeit, die haben wir nicht. Aber bevor Tina in die Schule kommt, soll es soweit sein.

Ein anderes Thema möchte ich noch anschneiden - den FedCup. tele.ring-Sprecher Walter Sattlberger hat einen Appell an dich gerichtet, du mögest zurück ins Team kommen. Wie sieht dein Standpunkt heute aus?
Mein Standpunkt ist derselbe. Mit dem FedCup verbinde ich nichts Positives.

Du spielst also nicht für Österreich?
Unter Alfred Tesar sicher nicht mehr, unter einem anderen Kapitän vielleicht. Aber mir wird sicher nicht fad, es gibt ja genug Turniere.

Interview: Peter Robic




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