Eintrag 512, Samstag, 20. Februar, Dubai

5:7, 7:5, Disqualifikation wegen einem unglaublichen Missgeschick ... wahrscheinlich der kurioseste Sieg meiner Karriere.

Ich sitz hier in Dubai bei 30 Grad und Windstille, bin völlig meschugge vom Jetlag, hundemüde, aber find’s grad richtig lustig: Heute hab ich den wahrscheinlich kuriosesten Sieg meiner Karriere gefeiert.

Aber der Reihe nach: Mittwoch in Belgrad am Abend verloren, Daviscup-Tagebuch geschrieben, Sachen zusammengepackt, um drei Uhr Früh am Flughafen gewesen, nach Wien geflogen, dann weiter nach Dubai. Im Flieger nach Dubai war es einfach nicht mehr möglich, wach zu bleiben – was insofern blöd war, als ich in Dubai putzmunter angekommen bin. Und zwar um 22 Uhr Ortszeit.

Die letzten beiden Nächte waren also eher weniger lustig, tagsüber bin ich hier herumgeschlichen wie mein eigener Zombie. Heute war seit drei Uhr Früh nicht mehr an Schlaf zu denken. Entsprechend bescheiden waren meine Erwartungen vor der ersten Partie gegen Michael Lammer. Ich hab zwar echt gefightet, trotzdem richtig schlecht begonnen, war gleich 2:5 hinten.

Hab ich mich also noch mehr reingehängt, 5:5. Dann wieder ein Break kassiert, 5:7. Ich hab mich trotzdem nicht hängen lassen, war im zweiten Break vor, Rebreak, 5:5. 6:5 für mich und dann – Spielzeit mittlerweile zwei Stunden bei der Affenhitze hier – gelingt mir das Break. 5:7, 7:5. Satz beide.

Und dann passiert’s: Lammer kriegt einen richtigen Rappel, will den Schläger wie ein Frisbee in die Plane pfeffern, aber lässt ihn eine Zehntelsekunde zu spät aus. Der Schläger biegt also um 90 Grad ab und kracht richtig hart gegen den Oberschenkel von einem Linienrichter. Den haut’s sofort um. Lammer wird kreidebleich und entschuldigt sich tausendmal, aber dennoch kommt natürlich sofort der Supervisor auf den Platz, Disqualifikation. Sieger: Stefan Koubek.

Man muss ehrlich sagen: So wie ich körperlich heute beinander bin, war das wahrscheinlich die einzige Art, dass ich die Partie gewinnen kann. Ich war wirklich schon platt.

Mir tut der Michael Lammer aber auch leid. Das war absolut unabsichtlich, was ihm da passiert ist. Er ist ein extrem netter Kerl, der tut keiner Fliege was zuleide. Beim Rausgehen hat er sogar wassrige Augen gehabt – und ich glaub nicht, dass das wegen der Disqualifikation war, sondern weil ihm sein Missgeschick so leid getan hat.

Für mich heißt’s jetzt einmal um jeden Preis bis abends munter bleiben, damit ich halbwegs wieder in einen menschenwürdigen Schlafrhythmus komm. Morgen geht’s übrigens gegen Lukas Dlouhy, der heute in drei Sätzen den Türken Ilhan geschlagen hat. Dlouhy ist ein genialer Doppelspieler und ein extremes Talent, aber mal sehen, wie fit er morgen ist und ob er solid genug spielt, um mich zu schlagen.



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