Eintrag 511, Mittwoch, 17. Februar, Belgrad

Die Daviscup-Sache aus meiner Sicht.

Also, der Reihe nach, wieÂ’s dazu gekommen ist, dass ich zum ersten Mal seit 12 Jahren fit bin und trotzdem im Daviscup-Team fehle:

Begonnen hat alles damit, dass nichts passiert ist. Ich habe eigentlich darauf gewartet, dass mich der ÖTV wegen eines neuen Daviscup-Vertrags kontaktiert – aber da war nix. Gut, hab ich mir gedacht, beim ÖTV sind sie oft nicht so von der schnellen Truppe, warte ich also. Dass es mit Daniel Köllerer eine Einigung gegeben hat, hat man sowieso aus den Medien erfahren, das war damals ja Priorität.

Bis ich bei den Australian Open gehört habe, dass nicht nur Köllerer, sondern auch Jürgen Melzer und Julian Knowle schon einen neuen Vertrag vorgelegt bekommen haben. Das, muss ich sagen, hat mich ehrlich ein bisschen getroffen. Völlig klar, dass ich Ende des Vorjahres klar hinter Melzer und Köllerer zu stellen war – da darf man sich nicht in den Sack lügen. Aber dass man mich nicht einmal ignoriert, das war schwach. Und das habe ich doch ein wenig verletzend gefunden nach zwölf Jahren im Team.

Bei den Australian Open ist es dann bekanntlich nicht so schlecht für mich gelaufen – dennoch: weiterhin kein Ohrwaschel vom ÖTV. Ich hab mich dann hingesetzt und hab dem Generalsekretär ein Mail geschickt, in dem ich ihm meine Enttäuschung über sein Verhalten mitgeteilt hab. Er hat mir zurückgeschrieben, dass ihn meine negativen Emotionen gegenüber dem ÖTV verwundern. – Naja, kein Kommentar.

Offenbar hat man dann aber doch innerhalb vom ÖTV kommuniziert, und Gilbert Schaller ist auf mich zugekommen: Ob wir reden können. Klar konnten wir. Letzten Dienstag haben wir uns dann in der Südstadt zusammengesetzt. Er hat ein bissl herumgedruckst und ein bissl um den heißen Brei herumgeredet, wie es halt so seine Art ist, aber das Gespräch war im Großen und Ganzen okay. Er hat erstens gesagt, dass es noch gar nicht fix ist, dass Daniel Köllerer spielt (was ich ihm ehrlich gesagt nicht ganz glauben kann), und er hat mir zweitens angeboten, dass er mich bei einem möglichen 2:2 einsetzt. Ich habe abgelehnt, und wir sind dann überein gekommen, dass er mich nicht einberuft.

Ich habe aber angeboten, wie er das auch richtig in seiner ÖTV-Aussendung gesagt hat, dass ich natürlich einspringe, wenn sich einer wehtut oder sonst was passiert. Meine Entscheidung ist keine gegen das Team, nicht einmal eine gegen Schaller – auch wenn wir definitiv nicht die besten Freunde sind – und schon gar keine gegen die anderen Spieler im Team, inklusive Daniel Köllerer. Mir geht es einfach darum, dass die Art und Weise, wie der ÖTV mit mir umgegangen ist, letztklassig ist. Deswegen spiele ich gegen die Slowakei nicht.

Dass ich gerne Daviscup spiele, das habe ich jetzt mehr als ein Jahrzehnt lang, glaub ich, recht gut unter Beweis gestellt. Die Entscheidung wegen dem Slowakei-Match ist daher auch kein endgültiger Rücktritt. Denn wenn mich das Team braucht, dann bin ich fürs Team da.

PS: Meine heutiges Ergebnis in Belgrad war sowieso nicht wirklich Daviscup-würdig: 4:6, 6:7 gegen Karanusic. Eine typische Teppich-Partie: Ein Break für ihn im ersten (nach einer bösen Fehlentscheidung), Break/Rebreak im zweiten, ein blöder Fehler von mir im Tiebreak – das war’s, auf Wiedersehen, Herr Koubek, als meiner Meinung nach besserer Spieler verloren. Jetzt geht’s nach Dubai, Samstag Quali.


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