Mittwoch, 2. September 2009

Melzer souverän, Safin als Zuschauermagnet, Köllerer wie immer.

Es ist ja beinahe ein Verbrechen, die Herren Melzer, Safin und Köllerer in einem Satz zu erwähnen. Aber Köllerer hat gut Tennis gespielt und ist in die zweite Runde eines Grand Slam Turniers eingezogen. Also gebührt ihm zumindest eine kurze Analyse seines Benehmens.

Aber trotzdem der Wichtigkeit nach: Als Melzer gegen Safin den Matchball verwertete, war das Armstrong Stadion (rund 8000 Plätze) beinahe bis auf den letzten Sitz gefüllt. Die Amerikaner wussten, dass ein ganz Großer Abschied nimmt und pilgerten in Scharen zu den letzten Games.

Was ein Safin im Vergleich zum Sieger Melzer für die Tenniswelt bedeutet, zeigte sich auch nach dem Match. Safins Pressekonferenz fand im Interviewraum 1 vor zirka 50 Leuten statt, Melzers im Interviewraum 3 vor zirka sieben Menschen.

Gratulation an Melzer zu seiner Leistung. Safin hat im ersten Satz unmenschlich gespielt. "Wenn er so durchgespielt hätte, hätte ich ihm nach drei Sätzen gratuliert", sagte Melzer. Aber Safin spielt eben nicht mehr so durch, Melzer ist drangeblieben und hat das Match mit einer starken Leistung gedreht.

Noch zwei Absätze zu Köllerer:

Gefightet um jeden Punkt wie immer. Eine starke Leistung wie zuletzt auch immer öfter. Aber leider bestätigte Köllerer dem anwesenden Gilbert Schaller, dass seine Entscheidung den Daviscup betreffend wohl richtig war. Köllerer schafft es sogar, dass am Platz 14 in New York viele Amerikaner über ihn lachen und den Kopf schütteln. Was in Chile los wäre, kann man sich vorstellen.

Ein zerstörter Schläger, ständige Diskussionen mit dem Schiedsrichter und ein Warning erzählen nur die halbe Geschichte. Denn wenn der Schiri Deutsch gesprochen hätte, wäre Köllerer wohl spätestens im dritten Satz duschen gegangen. Der Ordnung halber sei erwähnt, dass der Portugiese Köllerer durchaus provoziert hat. Mit Erfolg, Köllerer beschimpfte die Linienrichter, den Gegner und den Schiedsrichter. Kurzum: Die ganze Welt war wieder einmal gegen den armen Daniel Köllerer.

Ich bin für euch live bei den US Open. Anregungen, Beschwerden, und Sonstiges wie immer an redaktion@tennisweb.at oder stef.riecher@gmail.com.

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Stefan Riecher ist staatlich geprüfter Tennislehrer und ausgebildeter Schiedsrichter. Seit 2006 schreibt er für die Tageszeitung Die Presse, seit 2007 berichtet er aus New York, 2009 erstmals aus Flushing Meadows.


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